Kurzkritik:Ohne Tadel

Grandiose "Schwarze Grütze" in der Lach- und Schieß

Von Oliver Hochkeppel, München

Sie sind auf wie abseits der Bühne unterschiedliche Typen: Stefan Klucke der gemütliche, intellektuelle, ganz unauffällig gekleidete Familienmensch; Dirk Pursche der immer noch drahtige, stets etwas gehetzte Ex-Sportstudent mit grellen Sakkos und roten Lackschuhen. Seit 20 Jahren schlagen die beiden Potsdamer als Schwarze Grütze aus diesen Gegensätzen höchsten kleinkünstlerischen Gewinn, wie man jetzt beim Jubiläumsprogramm "Das Besteste" in der Lach- und Schießgesellschaft erleben kann.

Was Klucke und Pursche eint, ist einmal die Musikalität, die an Gitarre, Bass, Klavier oder Flöte eine Basis ihres Musikkabaretts ist. Wichtiger noch ist aber ihr sensationelles Sprachgefühl. Sie sind nicht nur unerreichte Meister des Schüttelreims und große Wortdrechsler, die es zum Beispiel bei einer Nummer schaffen, einen kompletten Auftritt von der Anfahrt bis zum nächtlichen Absturz ausschließlich mit Lauten und Worten zu beschreiben, die mit "T" beginnen ("Tankstelle - tödlich teuren Treibstoff tanken"). Weil ihre besten Nummern - vom Selbstmord-"Event" im "Hochhauslied" bis zu "Warum sein Kind nicht Adolf nennen" - zudem böse, makaber und zuweilen auch gesellschaftskritisch sind, darf man sie auch zu legitimen Nachfahren von Georg Kreisler erklären.

Für ihr "Best-of" haben die beiden überdies ihren Antagonismus zur überzeugenden Rahmenhandlung gemacht, die ihnen erlaubt, vieles nur anzuspielen und auch das Publikum zu beteiligen. In seiner Art ist das in der Tat das Besteste, für Freunde des schwarzen Musikkabaretts ein Muss (noch bis Freitag).

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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