Kunstsammlung:Kostbares Geschenk

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Alexander-Tutsek-Stiftung erwirbt Fotoserie für Pinakothek der Moderne

Von Evelyn Vogel, München

Die Pinakothek der Moderne ist seit Neuestem im Besitz der Serie "The Brown Sisters" des amerikanischen Fotografen Nicholas Nixon. Grund zu heller Freude, wie Inka Graeve Ingelmann, die Leiterin der Sammlung Fotografie und Neue Medien an der Pinakothek der Moderne, deutlich machte. Was das Museum finanziell niemals hätte leisten können, hat ein anderer übernommen. Die Alexander-Tutsek-Stiftung in München hat die momentan aus 44 Aufnahmen bestehende berühmte Serie Nixons für das Haus erworben - für einen "mittleren sechsstelligen Betrag", wie Eva-Maria Fahrner-Tutsek, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, auf Nachfrage bekannt gab.

Damit besitzt das Münchner Museum neben der Fundación Mapfre in Madrid und dem Modern Art Museum in Fort Worth eine von nur drei weltweit vorhandenen vollständigen Serien, die sie 2015 in einer Ausstellung präsentiert hat. Nixon porträtiert seit 1975 Jahr für Jahr seine Frau und deren drei Schwestern. Sammler erwarten das Foto des Jahres aus dem Hause Nixon deshalb immer mit Spannung. Mit dem Erwerb durch die Alexander-Tutsek-Stiftung ist eine Kaufoption für alle künftigen Porträts der Serie verbunden.

"Uns ist bewusst, dass öffentliche Museen ohne private Unterstützung kaum noch in der Lage sind, signifikante Werke für ihre Sammlung anzukaufen. Herausragende Arbeiten sind aber für den Ausbau einer international beachteten Sammlung, die Reputation des jeweiligen Hauses sowie für die Stadt München und den Freistaat Bayern unerlässlich", betont Fahrner-Tutsek. Deshalb habe sie nicht gezögert, als Graeve Ingelmann die Stiftung um finanzielle Unterstützung bat. Und nach dem Motto "Wenn schon, denn schon" habe man nicht nur bezuschusst, sondern den gesamten Kaufpreis gestellt, und die Werkreihe auch nicht als Dauerleihgabe ans Museum gegeben, sondern in dessen Besitz.

Wie wichtig besonders dies ist, machte Graeve Ingelmann deutlich. Denn einerseits könne "jede Leihgabe auch wieder entzogen werden". Das habe man in der Vergangenheit mitunter schmerzlich erfahren müssen. Zudem wachse eine Sammlung um den Bestand herum und gewinne dadurch ihr Profil. "Das sind unsere Schätze! Dieser Erwerb macht Mut in nicht ganz leichten Zeiten", so die Sammlungsleiterin.

Dass die Worte "Wenn wir fördern, dann richtig" keine leeren sind, hat die Alexander-Tutsek-Stiftung schon mehrfach bewiesen. So unterstützt sie seit einigen Jahren die Pinakothek der Moderne und das Haus der Kunst in München sowie unter anderem das Fotomuseum Winterthur in der Schweiz. Sie fördert an verschiedenen Schulen und Akademien Künstler, Projekte sowie ganze Institutionen. Neben der Kunst steht die Wissenschaft im Mittelpunkt des Engagements der Stiftung. Hier werden vor allem die Fachgebiete Glas, Keramik, Steine und Erden gefördert. Diese würden in Ausbildung und Forschung oft "vernachlässigt", wie Maleachi Bühringer, Sohn der Stifter und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung betonte. Deshalb richtet man sich bewusst vor allem an den Nachwuchs. Durch zahlreiche Preise, Sachspenden und Stipendien versuche die Alexander-Tutsek-Stiftung "keine Elite, sondern in der Breite" zu fördern.

Darüber hinaus hat die im Jahr 2000 von dem Unternehmer Alexander Tutsek und seiner Frau, der Wissenschaftlerin und leidenschaftlichen Fotografin Eva-Maria Fahrner-Tutsek, gegründete Stiftung eine eigene Sammlung im Bereich Glasskulptur und Fotografie aufgebaut. Diese umfasst mittlerweile etwa 600 Arbeiten, davon 450 Glasskulpturen und 150 fotografische Werke. Und sie präsentiert in ihrer Villa in Schwabing alljährlich Ausstellungen. Für März ist die Schau "Primäre Gesten" mit Fotografien aus China von Robert Rauschenberg und zeitgenössische Arbeiten in Glas von Mona Hatoum, Hassan Khan, Jana Sterbak und Terry Winters geplant. Allesamt Neuerwerbungen der Stiftung für ihre Sammlung, wie es in der Ankündigung heißt. Da der denkmalgeschützten Jugendstilvilla räumlich Grenzen gesetzt sind, plant die Stiftung für 2020 einen neuen Ausstellungsraum in der Parkstadt Schwabing. Federführend sind Raumstation Architekten aus Starnberg, die unter anderem für den Umbau des Hochbunkers in der Ungererstraße verantwortlich zeichneten.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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