Kunstauktion:Gut geschreddert ist halb verkauft

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Am Montag lädt der Akademieverein zur traditionellen Auktion in die Kunstakademie. Die Arbeiten zitieren Kunstgeschichte und spielen mit Kunstmarktmechanismen

Von Evelyn Vogel

Ein surrealistischer Spaß ist Alessandro Bostelmanns Gemälde "Frau mit ofenfrischen Baguettes auf einer Couch". (Foto: Akademie der Bildenden Künste München)

Der Vergleich war gewagt, die Fallhöhe gewaltig. Aber natürlich meinte es Bernhard Schwenk, Kurator für Zeitgenössisches an der Pinakothek der Moderne, vor allem nett. Bei der Vorabbesichtigung der eingereichten studentischen Werke für die Auktion der Kunstakademie schlug er nämlich den Bogen zu den Großen des Geschäfts: Christie's und Sotheby's. Tatsächlich gibt es ja kaum einen Monat, in dem mehr Auktionen für Kunst aller Art stattfinden, wie den November. Weltweit locken die professionellen Häuser mit Alter bis Zeitgenössischer Kunst sowie mit Antiquitäten, Schmuck und Design. Und daneben lassen es sich auch viele Institutionen nicht nehmen, Kunstwerke - oft für soziale Zwecke oder um junge Künstler zu unterstützen - unter den Hammer zu bringen.

Auch der Münchner Akademieverein, der an diesem Montag zur alljährlichen Kunstauktion einlädt, tut dies vor allem, um den Künstlernachwuchs zu fördern. Die Hälfte des bei der Auktion erzielten Preises geht an die einliefernden Studenten selbst. Die Professoren, die oft ebenfalls ein Werk einreichen, spenden ihren Anteil. Dieser fließt zusammen mit den 50 Prozent der studentischen Erlöse und nach Abzug geringer Kosten - denn natürlich wird hier vor allem pro bono gearbeitet - in die Förderung neuer Studentenprojekte. Auch ein Atelierstipendium und ein Diplompreis finanziert der Akademieverein alljährlich.

Hart im Nehmen muss sein, wer diesen "Kuss"von Christian Eisenberg aushält. (Foto: Akademie der Bildenden Künste München)

Trotz der bescheidenen Aufrufpreise von oft nur 100 bis 200 Euro kommen beachtliche Summen zusammen. Im vergangenen Jahr waren es 150 000. Natürlich will man die in diesem Jahr überbieten. Katrin Stoll vom Auktionshaus Neumeister und der Galerist Bernhard Wittenbrink werden wie immer versuchen, die Bieterschlacht anzuheizen. Um man muss sagen, meistens gelingt ihnen das recht gut. Mit ein paar lockeren Sprüchen werden auch nicht so begehrte Lose dem Publikum schmackhaft gemacht. Oft braucht es das aber auch gar nicht. Die Akademieauktion hat sich längst zum Selbstläufer entwickelt. Viele Interessenten schauen sich die Arbeiten bei der Vorabbesichtigung an und warten am Abend ganz entspannt, bis die ausgesuchten Arbeiten an der Reihe sind. Da kann es dann schon zu größeren Überraschungen kommen, wenn die Bieternummern in heiterem Pingpong quer durch den Raum hochschießen und der Erstbieter schließlich erst für einen gehobenen Preis den Zuschlag erhält.

Wie immer ist auch in diesem Jahr die Malerei am stärksten in der Auktion vertreten. Von klassischen bis hin zu experimentellen Techniken ist alles dabei. Viel Figuratives, viel Gegenständliches, weniger Abstraktes beschäftigt die Studenten derzeit. Auch Fotografie kommt wie immer zum Aufruf. Des weiteren sind einige ausgesprochen interessante Objekte in der Versteigerung. Beispielsweise die Sitzgruppe von Vyhnalkova, Henle und Kohlhaas, drei Studenten am Lehrstuhl für Entwurf und Raum von Gregor Eichinger, bei dem die Arte Povera ebenso Pate stand wie bei dem Kästchen von Christian Botez aus der Klasse von Albert Hien, bei dem nicht alles Gold ist, was glänzt.

Interessant dürfte auch werden, wie Stoll und Wittenbrink die Collage von Florian Nöthe aus der Bildhauerklasse von Florian Pumhösl anpreisen - womöglich als Memento Mori aus der Raucherzeit? Und bei Florian Kuhns "Auktionsgemälde in transformiertem Zustand" werden sie sich gewiss nicht eines Verweises auf das berühmt gewordene Schredderbild des Street-Art-Künstlers Banksy enthalten können. Das hatte sich kürzlich selbst zerstörte, nachdem es bei Sotheby's in London für 1,2 Millionen Euro den Besitzer gewechselt hatte. Dass dem Objekt in München ähnliches widerfahren könnte, müssen potenziellen Bieter aber nicht befürchten. Kuhns Gemälde hat diesen Prozess bereits durchlaufen.

28. Auktion der Akademievereins, Akademie der Bildenden Künste, Lichthof Erweiterungsbau, Akademiestr. 4, Montag, 12. Nov., 18.30 Uhr, Vorbesichtigung Montag, 12. Nov., 11-18 Uhr

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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