Kultur und Politik:Die Orgeltage und die CSU

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Helmschrotts Eröffnungskonzert aus politischen Gründen abgesagt

Von Egbert Tholl, Ingolstadt

Am kommenden Sonntag hätte eine Komposition von Robert M. Helmschrott die Ingolstädter Orgeltage eröffnen sollen. Die Orgeltage sind berühmt, bald werden sie es noch mehr sein, weil "Salamu" im Ingolstädter Münster nicht aufgeführt werden darf. Dessen Pfarrer Bernhard Oswald war der Meinung, dass "politische Agitation auf eine Demo, aber nicht in die Kirche gehöre", Franz-Joseph Paefgen, Vorsitzender des Vereins der "Freunde der Musik am Ingolstädter Münster" und ehemalig im Audi-Vorstand, meinte, man wolle "der Kirche nicht zumuten, dass in ihren Räumen politische Diskussionen abgehalten werden". Aber Musik ist keine Demo.

Am 20. Juli erlebte "Salamu" seine Uraufführung in der Münsterkirche zu Herford. Das Münster ist evangelisch und Herford hat eine lange Vergangenheit als freie Reichsstadt. Die hat Ingolstadt im (noch) CSU-regierten Bayern nicht.

Helmschrott, lange Zeit Rektor der Münchner Musikhochschule, ist alles andere als ein Agitator und wollte mit "Salamu" (der Titel verweist auf eines der ältesten Worte für Frieden) ein Stück gegen den Krieg präsentieren, bestehend aus 20 Minuten wütender und zehn Minuten leise ermutigender Musik. Das erzählte er vor drei Tagen dem Donaukurier, allerdings auch, dass er "Salamu" als Musik "gegen die Skandalpolitik der CSU" begreife und er ein Gedicht von Friedrich Ani verlesen lassen wolle. Nach Erscheinen des Interviews kam die Absage. Ohne das Interview, so Helmschrott, wäre das Konzert über die Bühne gegangen. Eine Demonstration sei nie vorgesehen gewesen. Christoph Well, als Trompetensolist für das Konzert vorgesehen, hofft nun auf ein Kirchenasyl woanders, "ein Asyl für Töne sozusagen" und sagt, er werde nicht mehr bei den Orgeltagen spielen, Helmschrott plant einen offenen Brief im Donaukurier.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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