Künstlerische Leitung:Ganz neue Töne

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Perfekt im Takt: Alexander Liebreich wird der Nachfolger von Brigitte Fassbaender. Von 2018 an soll der gebürtige Regensburger das Festival gestalten. (Foto: Sammy Hart)

Der Dirigent Alexander Liebreich übernimmt das Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen

Von Sabine Reithmaier

Sieht so aus, als wäre Richard Strauss den Garmischern doch ans Herz gewachsen. Nach dem vorläufigen Aus für das Michael-Ende-Museum und den Garmischer Kultursommer hat der Gemeinderat jetzt die langen und zähen Diskussionen über die Zukunft des Richard-Strauss-Festivals beendet. In seiner jüngsten Sitzung entschied er sich klar für dessen Fortsetzung und bestimmte einen neuen Leiter: Alexander Liebreich folgt 2018 Brigitte Fassbaender nach, die das Festival seit 2009 leitete. Da passt es natürlich gut, dass Liebreich, seit 2012 Chefdirigent des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks, mit der "Alpensinfonie" den diesjährigen Schlusspunkt des Festivals setzt. Aber es handelt sich nicht um seinen ersten Auftritt im Kurort. Fassbaender hatte ihn schon mehrmals verpflichtet. 2015 führte er mit seinem polnischen Orchester die Fantasie "Aus Italien" und die Tondichtung "Macbeth" auf.

Was der gebürtige Regensburger und langjährige Leiter des Münchener Kammerorchesters mit der scheidenden Intendantin auf jeden Fall gemeinsam hat: Er ist wie sie bekennender Straussianer. In einem SZ-Interview im Juni 2016 behauptete er sogar, er sei der einzig lebende Dirigent aus Bayern, der Strauss dirigiere. Zwar will der 48-Jährige über seine Planungen nichts Konkretes sagen, schließlich ist der auf drei Jahre befristete Vertrag noch nicht unterzeichnet. Aber er hat sich bereits intensiv mit Strauss und seiner Verortung in Garmisch-Partenkirchen auseinandergesetzt. "Die Musik muss brummen. Auch in Zukunft beim Strauss-Festival", sagte er im erwähnten Interview. "Man braucht Volksmusik in den Schulen und das Bier beim Festival muss umsonst sein." Die Volksmusik sei schließlich Urgrund der bayerischen Musik. Was er noch gern hätte: Kammermusik auf der Zugspitze und ein großes Open-Air im Skistadion.

Dazu braucht er Geld, also genau das, was bislang ziemlich knapp war im Kurort. Brigitte Fassbaender war nie müde geworden, auf diesen Mangel hinzuweisen. Zwar wurde der Zuschuss des Freistaats in ihrer Zeit von 25 000 auf 70 000 Euro erhöht, aber das ist immer noch nicht besonders viel. Der Gemeinderat hat seinen Anteil jetzt auf 330 000 Euro erhöht, ein klares Signal an den Freistaat, seinen Zuschuss ebenfalls ordentlich aufzustocken. Erleichtert über das positive Abstimmungsergebnis ist auf jeden Fall Sigrid Meierhofer (SPD), die Bürgermeisterin der Marktgemeinde. "Mit Richard Strauss hat Garmisch-Partenkirchen etwas, wonach andere Orte suchen: eine Künstlerpersönlichkeit von Weltrang, deren Name untrennbar mit dem Ort verbunden ist", sagt sie.

Strauss hat hier mehr als 40 Jahre bis zu seinem Tod 1949 gelebt und komponiert. Beispielsweise die olympische Hymne, die er, der "ausgesprochene Feind und Verächter des Sports" (Strauss), 1934 geschrieben hatte. Mit ihr wurden 1936 die Olympischen Spiele in Berlin eröffnet. Sogar ihre Aufführung hält Liebreich, dessen Urgroßeltern in Auschwitz ermordet wurden, für möglich. "Ich als alter Jude könnte das ja spielen, weil ich mich nicht rechtfertigen muss."

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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