Kritik: Klassik:Starker Wind

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Festspiel-Kammerkonzert im Cuvilliés-Theater

Von Andreas Pernpeintner, München

Dass Mozart sein Klarinettenquintett KV 581 dem selben Musiker (Anton Stadler) auf den Leib schrieb wie das Klarinettenkonzert, glaubt man sofort. Nur ein paar Wendungen umgedreht, und schon scheint's, als hörte man das Adagio des Konzerts statt des Larghettos aus dem Quintett. Die Melodik ist hier wie dort traumhaft, und Klarinettist Andreas Schablas spielt sie beim 2. Festspiel-Kammerkonzert im Cuvilliés-Theater beglückend rein. Das hilft auch darüber hinweg, dass es Markus Wolf und So-Young Kim (Violinen) sowie Dietrich von Kaltenborn (Cello) mit der schönen Tongebung nicht ganz so genau nehmen. Anders übrigens als Benjamin Beck an der Bratsche, der mit feinsinnigem Gespür musiziert.

Tatsächlich ist die Mozart-Komposition an diesem Abend aber nur ein Zwischenereignis. Denn Franz Schrekers "Der Wind" für Violine, Cello, Klarinette, Horn und Klavier und das Sextett op. 37 von Ernst v. Dohnányi bekommt man noch seltener zu hören und empfindet sie dadurch als besondere Erlebnisse. Den Musikern scheint es ebenso zu gehen - jedenfalls wirken die beiden Werke liebevoller einstudiert als der Mozart. Dass der Abend mit Schreker beginnt, hängt natürlich mit der Münchner Produktion seiner Oper "Die Gezeichneten" zusammen. Und in gewisser Weise flankiert die Mini-Tondichtung das Großereignis gut: In der Ballung von pastellenen und erdigen Farben, melodischer Süße und spröder Dissonanz kommt Schrekers Vielfalt kompakt zum Ausdruck. Noch griffiger aber spielen die Musiker das Dohnányi-Sextett, das mit seiner Besetzung (Violine, Bratsche, Cello, Klarinette, Horn, Klavier) zwischen Kammermusik und orchestraler Opulenz pendelt. Auch hier bläst Johannes Dengler das Horn exquisit, und auch hier fußt das Gelingen der Interpretation auf dem Klavierspiel von Julian Riem, der seine virtuose Aufgabenstellung (der Umblätterer bräuchte sich kaum hinzusetzen) perfekt zwischen Zurückhaltung und pianistisch zupackendem Gestus austariert.

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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