Kritik: Hip-Hop:Überraschende Verve

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"House of Pain" in der Muffathalle

Von Martin Pfnür, München

Es waren keine guten Nachrichten, die diesem Konzert in der passabel gefüllten Muffathalle vorauseilten. Gerade erst wiedervereinigt, um die 25 Jahre ihres Überhits "Jump Around" mit einer Tour zu feiern, befand sich das 1991 in L.A. gegründete Hip-Hop-Trio House of Pain offenbar schon wieder im Auflösungszustand. Rapper Danny Boy jedenfalls ward nach einem Bühnenabgang in Manchester nicht mehr gesehen, was seinen Kollegen Everlast wiederum veranlasste, sich das Konzert in Berlin mit reichlich Whisky zu versüßen. Förderlich war das eher nicht.

Umso erstaunlicher also dieser vitale Auftritt in der Muffathalle, den Everlast und DJ Lethal da flankiert von einem präzise aufspielendem Drummer und einem Keyboarder mit Gastrapper Sick Jacken hinlegten. Angebahnt von einer Art Best-Of-Nineties-Hip-Hop-Konzentrat, mit dem Lethal das Publikum anheizte, arbeitete sich das Quintett mit einer Verve durch das schmale House-of-Pain-Œuvre, die durchaus ahnen ließ, warum diese Band mit den irischen Wurzeln einst als erste weiße Hip-Hop-Formation auch unter schwarzen Rappern Anerkennung genoss.

Dass der Abend dann doch immer wieder mal Gefahr lief, ins Skurrile zu kippen, lag indes am schmerbäuchigen Everlast, der sich nicht entblödete, einen Stage-Diver zu maßregeln, eine Zuschauerin, die seinen pathetisch-nostalgischen Ansprachen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte, als "fucking bitch" zu brandmarken, und mit Johnny Cashs "Folsom Prison Blues" sowie seinem Solo-Hit "What It's Like" an der Akustischen für einen arg seltsamen musikalischen Bruch zu sorgen.

Allein, am Ende war's egal. Es erklang das Stück, dessen Jubiläum House of Pain zum etwas billigen Anlass für diese Tour nahmen; das Stück, das sie zum One-Hit-Wonder mutieren ließ; das Stück, dessen Titel man seit 25 Jahren in jeder noch so entlegenen Dorfdiskothek und entsprechend auch hier als unumgängliche Aufforderung versteht: Es erklang "Jump Around".

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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