Krise bei Premiere:Finanzvorstand muss gehen

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Der Bezahlsender Premiere gesteht überraschend einen operativen Verlust zwischen 40 und 70 Millionen Euro für dieses Jahr. Zudem korrigierte der Sender die Zahl seiner Abonnenten deutlich nach unten.

Der Bezahlsender Premiere wird in diesem Jahr einen hohen Verlust einfahren und hat außerdem ein Viertel weniger Abonnenten als bislang genannt. Nur drei Wochen nach seinem Amtsantritt räumte Firmenchef Mark Williams am Donnerstagabend überraschend ein, dass der Münchener Sender in diesem Jahr voraussichtlich einen operativen Verlust zwischen 40 und 70 Millionen Euro einfahren wird.

Weniger Abonnenten, als angegeben: Bei Premiere herrscht Krisenstimmung. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Zudem gab Premiere zu, dass es sich bei fast einer Million seiner Abonnenten um Karteileichen handelt, die gar keine Einnahmen brachten. Premiere reduzierte daraufhin seine Abonnentenzahl drastisch auf 2,411 Millionen. Finanzvorstand Alexander Teschner legte sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Williams die Verantwortung für das Ressort.

"Wir überprüfen gründlich sämtliche Bereiche im Unternehmen und sind zuversichtlich, dass dies in eine neue strategische Ausrichtung mündet", erklärte Williams. Williams ist erst seit Mitte September an der Spitze von Premiere. Er ist ein Vertrauter des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch, dessen Medienkonzern News Corp gut ein Viertel von Premiere gehört. Williams nahm als Konsequenz aus den zu erwartenden tiefroten Zahlen Gespräche mit Banken über eine Restrukturierung von Kreditvereinbarungen auf.

Eine Kapitalerhöhung sei derzeit nicht geplant, sagte Williams. Er sei mit den Verhandlungen mit den Banken zufrieden. Er sieht dadurch auch kein Hindernis bei dem anstehenden Bieterprozess für die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga - dem Zugpferd des Bezahlsenders.

Der Verlust der Übertragungsrechte hatte Premiere vor einigen Jahren in die Bredouille gebracht. Inzwischen hat der Sender die Rechte über eine Sublizenz vom Sender Arena wieder zurückerhalten, kämpft aber derzeit auch wegen Schwarzseher weiter mit einem Kundenschwund.

Eigentlich wollte Premiere 2009 wieder Gewinne schreiben. Das Ziel seines Vorgängers wollte Williams aber nicht kommentieren. Auch zu Prognosen weiterer Kennzahlen nahm Williams keine Stellung und verwies auf die Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal im November.

Im zweiten Quartal hatte Premiere einen Nettoverlust von 38 Millionen Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 11,2 Millionen Euro ausgewiesen. Die direkte Abonnentenzahl hatte Premiere im August mit 3,555 Millionen angegeben. Diese Zahl revidierte Premiere nun dramatisch nach unten: Ende September habe der Sender 2,411 Millionen direkte Abonnenten, hieß es nun nach der neuen Klassifizierung. 940.000 Kunden wurden demzufolge herausgerechnet.

Gut zwei Drittel davon resultieren aus Verträgen mit Geschäftspartnern, zum Beispiel über Gutscheine, haben ihr Abonnement aber nicht aktiviert. Ein Drittel besitzt zwar noch eine Smartcard, das Abonnement ist aber abgelaufen und folglich zahlen sie auch nicht dafür.

Im nachbörslichen Handel brach der Premiere-Kurs bei Lang&Schwarz daraufhin um rund 14 Prozent auf 8,00 Euro ein. Auf Xetra hatte die Aktie 0,11 Prozent tiefer auf 9,27 Euro geschlossen. Als Konsequenz aus der negativen Prognose habe Premiere Gespräche mit seinen Banken über die Restrukturierung von Kreditvereinbarungen aufgenommen und sei zuversichtlich, eine Einigung zu erzielen.

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