Konfliktpotenzial:Die Wirklichkeit

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Der Grundriss zeigt, wie die Durchlässigkeit des Gebäudes vom Eingang bis zum Park hin erhöht werden könnte. Von der Mittelhalle aus würden alle Wege in die verschiedenen Teile des Hauses der Kunst abzweigen. Abb.: David Chipperfield Architects (Foto: N/A)

Die Pläne von David Chipperfield könnten sowohl bei der Stadt als auch bei der Bayerischen Schlösserverwaltung auf Widerstand stoßen

Von Alfred Dürr, München

Nach dem aktuellen Stand der Planungen soll die umfassende Renovierung des Hauses der Kunst Ende nächsten Jahres beginnen. Bereits 2012 hatte die Regierung 58 Millionen Euro für die Arbeiten zur Verfügung gestellt. Dazu kommen noch 20 Millionen Euro, die der Bundestag bewilligt hat. Ob dieses Geld ausreicht, ist eine zentrale Frage. Nun hat der Aufsichtsrat des Hauses der Kunst, dessen Vorsitzender Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ist, erst einmal die Aufgabe, im Rahmen einer sogenannten Machbarkeitsstudie das inhaltliche Museumskonzept und die daraus folgenden baulichen Anforderungen festzulegen. Am Ende entscheidet der Landtag über den Start der Renovierung.

Schon als das Büro David Chipperfield Architects 2013 mit der Gesamtsanierung beauftragt wurde, war klar, dass drei Aspekte im Vordergrund stehen: erstens das Verhältnis des Hauses der Kunst zum umgebenden "Stadtraum" entlang der Prinzregentenstraße und zum Englischen Garten im rückwärtigen Bereich, zweitens das Programm und die Nutzung des Gebäudes und drittens die Innenarchitektur.

Rein formal betrachtet, hat die Stadt München beim Thema Haus der Kunst nichts zu entscheiden. Der Freistaat plant in letzter Instanz nicht nur das Sanierungskonzept, er ist dann auch für die Genehmigung zuständig. Wenn man sich mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk über die präsentierten Vorschläge des Architekten David Chipperfield unterhält, spürt man bei Münchens oberster Stadtplanerin eine kritische Haltung. Schließlich gehe es um gravierende Eingriffe in das Stadtbild. Außerdem muss die Stadt bei natur- und denkmalschutzrechtlichen Fragen gehört werden. Dazu seien Gespräche mit der städtischen Planungsbehörde erforderlich, die allerdings noch nicht stattgefunden hätten. Man habe von den Plänen bislang nur aus der Zeitung erfahren.

Chipperfield sieht nämlich vor, die Baumreihe vor der Säulenfassade fällen zu lassen, um damit die "Sichtbarkeit" des Hauses zu erhöhen. Man könne aber nicht über eine "Freistellung" des Museums diskutieren, ohne über eine Neuplanung des gesamten Straßenraumes im Umfeld des Haus der Kunst nachzudenken, sagt Merk. Wie eine neue Verkehrsführung im Bereich der Prinzregentenstraße, vor dem Prinz-Carl-Palais und am Eingang zum Englischen Garten aussehen könnte, das lässt die Stadtbaurätin offen. Diskussionen mit dem Freistaat werde man sich nicht verschließen, sagt Merk.

Ein zweiter Punkt mit Konfliktpotenzial ist die Neugestaltung des hinteren Freibereichs am Gebäude. Beklagt wird seit Langem, dass das Areal mit dem Auto-Parkplatz ein trister Wirtschaftshof sei und keine Fläche, die vielleicht als Freiluft-Museum genutzt werden könnte. In der Diskussion sind neue Sichtachsen, die man herstellen will, um das Haus vom Park aus besser zur Geltung zu bringen. Das wiederum alarmiert die Verantwortlichen in der Bayerischen Schlösserverwaltung, die für den Englischen Garten zuständig ist. Obwohl man die Pläne nicht im Detail kenne, sei das Schlagen von Sichtachsen nicht mit der Idee eines Gartendenkmals vereinbar, hört man von dort. Eine Erlaubnis zu Eingriffen an dieser Stelle könne nämlich schnell Ansprüche für andere Bereiche des Parks wecken, heißt es.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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