Kommt ins Strom:Vom Sprayer zum Soulman

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Daniel Gall alias "San2" stellt seine neue CD vor

Von Oliver Hochkeppel, München

Das neue Album "Hold On" von San2 and his Soul Patrol macht schon rein äußerlich eine Menge her. Der Mann aus Ingolstadt ist schließlich vom Fach: Schon den Künstlernamen San2 hat Daniel Gall aus seiner Jugendzeit als Graffiti-Sprayer, und sein erlernter Beruf ist der des Grafikdesigners. Dass auch die inneren Werte stimmen, liegt an der Leidenschaft, mit der San2 nun seiner Liebe zur Musik, insbesondere zu, Rhythm'n'Blues und zum Soul, Ausdruck verschafft.

Nicht zuletzt dank der reichhaltigen Plattensammlung seiner Mutter war Gall früh klar, dass er Musiker werden wollte. Nachdem er mit 17 Carey Bell kennengelernt hatte, brachte er sich das Mundharmonikaspielen bei - heute noch eines seiner Markenzeichen, das er so herausragend beherrscht, dass er 2009 in die Hohner Artist Gallery aufgenommen wurde. Auch während seiner Kunst- und Kommunikationsdesign-Studien im kalifornischen Berkeley und in Nürnberg bastelte er weiter an seiner Musikkarriere. 2008 ging er nach Amsterdam, gründete für seine Band San2 and his Soul Patrol das eigene Label "2strokeRecords" und holte sich mit dem 2011 erschienenen Debütalbum "Rebirth of Soul & Recycling the Blues" einem Achtungserfolg.

Aus familiären Gründen ging es bald danach zurück nach München, wo er mit den Local Heroes der Bluesszene die "Munich Sessions" einspielte. "Das war ein authentisches Blues-Album. Einwandfrei, aber wenn du da nicht kleben bleiben und eine Karriere aufbauen willst, dann musst du dich neu herausfordern und deine Fühler ausstrecken", sagt San2. So suchte er einen mehr dem Motto seines Debüts verpflichteten Produzenten. Der letzte auf seiner Liste war Geoff Gascoyne, bis 2008 Wegbereiter, Arrangeur und Bassist von Jamie Cullum. "Weil ich mir dachte, das hat sowieso keinen Sinn. Aber dann hab ich ihm doch gemailt, und keine zwei Stunden später kam die Antwort: 'Lass uns skypen'."

Der Jazzer Gascoyne war von Galls Energie begeistert und fühlte sich vom Vorhaben gekitzelt, den Blues in den Pop zu überführen. Was dann in Münchner und Londoner Studios entstand, packt einen ganz direkt, ob Autobiografisches wie "Hold On To Me", eine Hommage an Galls Vater, Soul-Balladen wie "Julie" oder alte Reißer wie "Love Train". Und ist doch raffiniert und multistilistisch mit Bläser- und Streichersätzen verfeinert.

Weil San2 nun nicht nur einen inzwischen fest zum Freundeskreis gehörenden Erfolgsproduzenten und eine Mörderband hat, sondern überdies ein charismatischer Entertainer ist, sollte mit der CD-Präsentation im Strom und der anschließenden Tour beginnen können, was er sich vorgenommen hat: "Deutschland mit Rhythm'n'Blues infizieren."

San2 and his Soul Patrol , Samstag, 7. Mai, 21 Uhr, Strom, Lindwurmstraße 88

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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