Klassik und Pop:Anders klassisch

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Originalität gewinnt: Das "VKKO" beim D-Büt-Wettbewerb in Berlin. (Foto: Urban Ruths)

Beim Verworner-Krause-Kammerorchester tanzt sogar der Dirigent

Von Rita Argauer

Ein Sommerabend 2017. Der Philharmonie im Gasteig strömt das typische Konzertpublikum zu. Doch auf dem Celibidache-Forum werden die Besucher aufgehalten. Dort lärmt eine vielköpfige Band, laut und voll ungehaltener Energie. Doch bei genauerem Blick stellt sich die Band als ein Orchester heraus: Die Blechbläsertruppe und die Streicher werden von einem wild aussehenden und noch wilder tanzenden Dirigenten angetrieben, die Musik klingt nach Techno mit der instrumentalen Fülle der Finalsätze romantischer Symphonien. Dazwischen finden sich Krachanleihen und Gesangsparts, dann dröhnen die Bläser und erschaffen Rhythmik, die man eigentlich aus dem Breakbeat kennt.

Das VKKO gibt hier ein Open-Air-Intermezzo. In klassischer Besetzung und vor einem klassisch-interessierten Publikum, aber mit der Energie eines ordentlichen Punkkonzerts; mindestens. Gerade hat das Ensemble, das von den zwei Kompositionsstudenten Claas Krause und Christopher Verworner an der Musikhochschule München gegründet wurde, beim nationalen D-Büt-Wettbewerb in Berlin den Preis in der Kategorie "Originalität" gewonnen. Denn hinter dem bewusst spröden Namen - VKKO steht für Verworner-Krause-Kammerorchester -, verbirgt sich einer der seltenen Vorschläge, klassische Musik und Komposition mit der Energie und den Strukturen aktueller Popmusik zu verbinden. Und das geht auf.

Das VKKO "setzt Impulse für eine neue, eigenständige Ensemblearbeit", heißt es in der Jury-Begründung des Wettbewerbs. Konkret sieht das 2018 so aus, dass das Ensemble etwa eine Residency im Münchner Indie-Club Milla antritt. In vier Konzerten ist dabei unter anderen eine Kooperation mit dem Rapper Young Krilling aus Salzburg geplant. Ansonsten stehen Konzerte in der Muffathalle, der Unterfahrt oder auch in Prag an. Im Oktober wird das VKKO dann beim "Antennenglühen Festival" am Gasteig auftreten. Und bei aller Popanleihen gibt man sich hier wieder ganz klassisch: "Dafür werden wir ein neues Instrumentalkonzert schreiben und uraufführen", erklärt Claas Krause. Es ist so wunderbar wie spannend, dass ein klassisches Ensemble die Neue Musik derart belebt und anders denkt.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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