Klassik:Suche nach Visionen

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Am Montag beginnt der ARD-Musikwettbewerb

Ein Wettstreit um die bessere Kunstausübung ist etwas Seltsames. Schnell gerät in der Wertung die Technik in den Vordergrund. Die macht aber nur einen Teil einer umfassenden Interpretation aus. Denn bisweilen zeigt sich eine Vision hinter der Musik, die das Spiel erstrahlen lässt, fern der Virtuosität, die in einem so renommierten Wettbewerb wie dem ARD-Musikwettbewerb sowieso eine Grundvoraussetzung ist. Ein solches Strahlen hat etwa Jessye Norman, deren Karriere 1968 beim ARD-Wettbewerb begann, immer noch. Das Fach Gesang ist auch heuer wieder dabei und hat mit 80 Zulassungen in diesem Jahr auch die meisten Teilnehmer. Wie viele davon jedoch die Auftragskomposition von Stefano Gervasoni im Semifinale singen werden, wird sich erst zeigen.

Neben Miroslav Srnka, der für Klaviertrio komponierte, sind mit Olga Neuwirth und Konstantia Gourzi für die Auftragswerke diesmal auch zwei Frauen verantwortlich. Neuwirth schrieb für Trompete, Gourzi für Bratsche. Letztere wurde bei ihrem Werk von Marc Chagalls Bild "Evening in the Window" inspiriert und entschied sich für eine besondere Herausforderung: Alle Musiker müssen während des Spielens eine Schelle am Fuß tragen. Die "soll zur Erweiterung des Bewusstseins beitragen", erklärt die Komponistin, die auch Professorin an der Münchner Musikhochschule ist, bei der Auftakt-Pressekonferenz zum Wettbewerb. Alle Spieler seien technisch fantastisch, es gehe ihr darum, den Körper zu entspannen und eine "innere und musikalische Balance" zu finden.

Den Weg hinter die Virtuosität, die dann nur noch Mittel zu einem anderen Zweck ist, suchen auch in diesem Jahr wieder besonders viele Musiker aus Asien. Oswald Beaujean, einer der künstlerischen Leiter des Wettbewerbs, erklärt, dass knapp jede vierte Bewerbung aus Südkorea war, und fast 50 der insgesamt 489 Bewerbungen aus China stammen. 15 davon wurden zugelassen. Insgesamt kommt so beinahe die Hälfte der 257 nach München eingeladenen Musiker aus dem asiatischen Raum.

ARD-Musikwettbewerb , Montag, 3. September, bis Freitag, 21. September, Infos unter www.ard-musikwettbewerb.de

© SZ vom 01.09.2018 / Arga, eleb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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