Jugendliteraturpreis:Pinguinpost

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Mit den Jugendliteraturpreisen wurden auf der Frankfurter Buchmesse fünf Titel von Famlienministerin Franziska Giffey ausgezeichnet. Sie überzeugten durch ihre politischen Aussagen.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Jede große Karriere beginnt mit dem Blick ins Bilderbuch", sagte Familienministerin Franziska Giffey mit der Verve einer Leseoptimistin, als auf der Frankfurter Buchmesse die Jugendliteraturpreise vergeben wurden, deren Stifterin sie ist. Ein Blick in das prämierte Bilderbuch "Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas" (Verlag Gerstenberg), lohnt sich wirklich. Denn Øyvind Torseter verwandelt ein altes norwegisches Märchen in eine skurrile Geschichte mit sprechendem Pferd und gemeinem Troll und verstärkt das Gruseln mit dem ungewöhnlichen Einsatz unterschiedlichster Illustrationsformen.

Überraschend wurde in der Kinderbuchsparte das Erstlesebuch der japanischen Autorin Megumi Iwasa "Viele Grüße, Deine Giraffe" ( Moritz Verlag) ausgezeichnet. Eine liebevoll ausgemalte Freundschaftsgeschichte - übersetzt von Ursula Gräfe und illustriert von Jörg Mühle - und nicht das von Didaktikern üblicherweise gedroschene Erstlesestroh. Iwasa spielt mit den Vorstellungen, die zwei haben, die sich nur aus Briefen kennen. Wie soll die Giraffe dem Pinguin ihren Hals beschreiben? "Ein Briefroman, der Lust macht auf Unbekanntes", urteilte die Jury.

"Am Nerv der Zeit" nannte der Arbeitskreis für Jugendliteratur seine Preisankündigung. Denn in diesem Jahr waren die ausgezeichneten Bücher Seismografen sozialer und politischer Probleme. "Wir arbeiten daran, damit es jeder packt", mit diesen Worten übertrug Giffey ihren Leseoptimismus auch auf die Zukunft der Gesellschaft. Doch in welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Drei preisgekrönte Titel versuchten, eine Antwort auf die Frage zu geben. In Manja Präkels' Erinnerungen "Als ich mit Hitler Schnapskirchen aß" ( Verbrecher Verlag) wird ihre Kindheit in der DDR zu einem Zeitbild über die Wende und zeigt das Heranwachsen einer Generation, die sich rechten Bewegungen anschließt. "Präkels porträtiert eine Jugend, die den Niedergang der DDR abseits der Großstädte weniger als Befreiung denn als widersprüchliches gesellschaftliches Ereignis erlebt", schreibt die Jury, die Autorin zeige, wie "rechtes Gedankengut, Wut und Hass in der Adoleszenzszene um sich greifen".

Hass auch in den USA, Rassenhass. Die Jugendjury wählte das Debüt der Amerikanerin Angie Thomas "The Hate U Give" ( cbj) - übersetzt von Henriette Zeltner -, um den Gewaltausbruch in einer schwarzen Community am Rande einer Großstadt zu beschreiben. Der Gospelrhythmus bestimmt die literarische Sprache, Gut und Böse sind nicht an die Hautfarbe gebunden. Mit den dramatischen und manchmal kuriosen Auswirkungen, die die Eingriffe der Menschen in das Ökosystem der Erde haben, beschäftigt sich das preisgekrönte Sachbuch "Der Dominoeffekt oder Die unsichtbaren Fäden der Natur" ( Fischer Sauerländer) von Gianumberto Accinelli, illustriert von Serena Viola und übersetzt von Ulrike Schimming. Das Konzert der Preise und Preisträger, gut dirigiert von Vivian Perkovic, endete mit der Vergabe der Übersetzerpreise an Uwe-Michael Gutzschhahn und an Gesa Kunters.

Franziska Giffey schien sehr engagiert und warb leidenschaftliche dafür, sich für Bücher und das Lesen einzusetzen. "Nichts, was du für Kinder tust, ist verschwendet", lautete ihre Botschaft. Sie erinnerte an Astrid Lindgren: Lesen, das grenzenlose Abenteuer.

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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