Interview:"Hinter mir sitzt kein Mr. Big, der die Fäden zieht"

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sueddeutsche.de: Deine Texte sind sehr persönlich, aber nur zu einem Teil von dir mitgeschrieben. Wie fühlt sich das an, die Gedanken deines Produzenten und Texters Frank Ramond zu intonieren?

Interview: "Hinter mir sitzt kein Mr. Big, der die Fäden zieht": Wo Annett Louisan draufsteht, ist auch nur Annett Louisan drin.

"Hinter mir sitzt kein Mr. Big, der die Fäden zieht": Wo Annett Louisan draufsteht, ist auch nur Annett Louisan drin.

(Foto: Foto: Jim Rakete)

Louisan: Frank ist der Architekt meiner Gedanken. Wir sind echt ein cooles Kreativ-Team. Beim ersten Album hatte ich noch ein Problem, meine Gedanken auf ein Papier zu bringen und eine solide aufgebaute Geschichte zu erzählen. Und da hat mir Frank sehr geholfen - er kann einfach sehr gut diese feminine Sicht einnehmen. Ich würde nie irgendwas singen, dass nicht von mir kommt - das ist mein Album, da steht mein Name drauf. Ich präsentiere und interpretiere das - ich kann nicht irgendwas singen, das ich nicht fühle. Hinter mir sitzt kein Mr. Big, der die Fäden zieht, auch wenn das viele Leute denken...

sueddeutsche.de: Was ist dein zentrales Thema?

Louisan: Die Liebe. Die Suche nach Liebe und Anerkennung - sicher auch nach Macht. Das hängt ja alles zusammen. Alles dreht sich um Liebe! Und es dreht sich darum, andere Menschen zu verstehen und sich selbst zu verstehen.

sueddeutsche.de: Du hast Kunst studiert. Müsstest du ein Bild zu "Unausgesprochen" malen, wie würde das aussehen?

Louisan: Mhm, schwierig. Ich finde es viel einfacher, Musik zu machen, als ein Bild zu malen. Handwerklich kann ich das zwar sehr gut, das hab ich ja von der Pike auf gelernt. Aber mein neues Album ist einfach zu komplex, um das auf einem Blatt Papier zu visualisieren. Wäre mein Album ein Film, wäre es jedenfalls ein Pariser Roadmovie.

sueddeutsche.de: Warum gerade Paris?

Louisan: Ich habe immer Bilder von Paris im Kopf. Das ist einfach eine Ästhetik, die ich sehr romantisch finde. Wahrscheinlich sieht man diese Stadt in Gedanken immer schöner, als wenn man wirklich dort leben würde.

sueddeutsche.de: In dem Song "Eve" singst du von einer äußerlich perfekten jungen Dame - die du aber dafür "abgrundtief hasst". Und dass du "nur im Konjunktiv" vollkommen bist. Ich meine: Du bist erfolgreicher Popstar, gutaussehend, hast sicherlich viel Geld auf dem Konto...

Louisan: .. du willst wissen, ob ich Angst habe, dass ich nicht für irgendjemanden 'ne "Eve" bin? (lacht)

sueddeutsche.de: Vielleicht.

Louisan: Ich glaube nicht, dass die Leute so von mir denken. Ich passe nicht in das typische Raster: Ich bin kein perfekter Star, ich hab nicht dauernd Stylisten um mich herum, ich muss nicht jedes Foto absegnen, das von mir gemacht wird. Ich gehe ungeschminkt auf Straße. Also: Nein!

sueddeutsche.de: Interessierst du dich eigentlich für Politik?

Louisan: Ich bin ein sehr politischer Mensch und habe auch eine dezidierte politische Meinung - aber vertrete diese nicht öffentlich.

sueddeutsche.de: Ich hätte dich nämlich gerne...

Louisan: ... zu Frau Merkel gefragt?

sueddeutsche.de: Exakt.

Louisan: Sorry, aber da möchte ich mich zurückhalten. Das ist mir einfach zu heikel.

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