Installation:Monströser Raubbau

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

In Gullivers Fall lag die Sache doch ein wenig anders. Nachdem die Bewohner der Insel Liliput ihn, das Monstrum, erst einmal fixiert haben, kommt es doch für eine Weile zu einer gedeihlichen Koexistenz, die, zugegeben, unglücklich endet. Im Neuen Museum Nürnberg liegt jetzt auch einer am Boden, aber ob er jemals wieder aufstehen wird, ist fraglich. "Give Us, Dear" heißt die Skulptur des Nürnberger Künstlerduos Matthias Böhler und Christian Orendt. Gute sechs Meter lang ist das Wesen. Schläft es, ist es ohnmächtig, tot? Winzige Figürchen umzingeln es. Und anders als der Titel vermuten lässt, bitten sie nicht lange, sie bedienen sich einfach. Im Mund hat man so etwas wie ein Bergwerk eingerichtet, aus der Nase führen Schläuche, aus dem Arm pumpen sie Blut ab, und das Fell wird großflächig geerntet. Schauerlich putziger Horror. Ein Gulliver liegt da nicht. Eher ein Nachfahre King Kongs, seit 1933 Sinnbild für des Menschen Umgang mit der Natur. Das Wilde, es zieht als Gegenmodell zur Zivilisation die Sehnsüchte auf sich. Wer marktlogisch denkt, erkennt sofort, dass hier ein Geschäft verborgen ist. Und verkauft das Wilde. Scheibchenweise.

© SZ vom 09.02.2019 / chj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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