Im Kino:Unter eine Decke gesteckt

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Analyze that - David Zucker hat mit psychologischem Tiefsinn das dritte "Scary Movie" inszeniert.

Von Doris Kuhn

Seit Jahren wird gern festgestellt, dass der amerikanische Horrorfilm die finstere Seite des amerikanischen Traums verkörpert, den amerikanischen Alptraum sozusagen. Wenn das so ist, dann hat dieser Alptraum mit David Zucker seinen Traumdeuter gefunden, und zwar einen, der keine falsche Rücksicht auf die Seele des Patienten nimmt. Dabei tut er nichts anderes als das, was er schon in den Siebzigern mit seinen Kumpanen Jerry Zucker und Jim Abraham angestellt hat, als sie sich legendäre Sachen wie "Kentucky Fried Movie" oder "Airplane" ausdachten. Sie nahmen vorgegebenes Material, Werbespots, Trailer, oder besser noch die abgedroschenen Plots von Genrefilmen, setzten sie neu zusammen, versahen sie mit Wortwitz und trieben sie konsequent in ein ganz böses Ende.

Signs oder nicht Signs - Denise Richards und Charlie Sheen (Foto: Foto: Buena Vista)

Für die niedersten Instinkte

Was damals mit Katastrophenfilmen gemacht wurde oder in "Naked Gun" mit dem Cop-Movie, das macht David Zucker in "Scary Movie 3" mit den Gruselschockern der Saison. Kein Hit kommt ungeschoren davon: Nasse Frauen klettern aus dem Fernseher ("Ring"), Aliens wälzen sich im Maisfeld ("Signs"), kleine Jungs krakeln die Zukunft auf den Zeichenblock, und auch abwegigere Titel wie "8 Mile" oder "Matrix" werden verwurstet. Es wird Wert gelegt aufs Dekor und auf das, was unter der Decke steckt. Und freudig werden die niedersten Instinkte angesprochen, die Mädels sind blonder, die Brüste draller - und Pamela Anderson wird geopfert, noch bevor die Anfangstitel durch sind.

Trotzdem ist es auf jeden Fall hohe Kunst, was David Zucker hier betreibt, denn er parodiert nicht nur das Genre, sondern er hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch jede mögliche Gruppierung im Land zu verspotten - mit geradezu starrsinniger Respektlosigkeit teilt er nach allen Seiten aus. In einer einzigen kurzen Abschiedsszene - die Mama will ausgehen und begrüßt den Babysitter - veralbert er mehr Randgruppen, als man politisch korrekt in der selben Zeit aufsagen kann: alleinerziehende Mütter, Homosexuelle, Babysitter, Päderasten, Horrorfilmregisseure, Priester verschiedener Konfessionen.

Dass die Handlung dabei etwas wirr daherkommt, muss toleriert werden. Es geht um Liebe, einen weißen Jungen vom Land und eine Journalistin, die Killer-Videos untersucht, sowie um Außerirdische, die den Präsidenten kidnappen wollen. Oder so ähnlich, wichtiger sind allemal Darsteller wie Anna Faris, die schon Ruhm aus den zwei "Scary Movie"-Folgen der Wayans-Brüder mitbringt und eben in "Lost in Translation" spielt, oder Leslie Nielsen, der alte Zucker-Haudegen. Und für die Zukunft verspricht David Zucker weitere horrende Preziosen: "Wir sollten auf den nächsten Film von M. Night Shyamalan warten. Dessen Filme sind für jeden Komiker ein Geschenk des Himmels."

SCARY MOVIE 3, USA 2003 - Regie: David Zucker. Buch: Shawn und Marlon Wayans. Kamera: Mark Irwin. Schnitt: Malcolm Campbell, Jon Poll. Mit: Leslie Nielsen, Charlie Sheen, Anna Faris, Regina Hall, Simon Rex, Pamela Anderson, Queen Latifah. Buena Vista, 84 Minuten.

© SZ vom 2.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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