Im Kino: "Pathology":Doktor, eine Leiche bitte!

Lesezeit: 2 min

Neues vom Seziertisch: Der Horrorfilm "Pathology" bietet keine humoristischen Brechungen. Alles hier soll düster, zynisch, kalt sein.

Marc Felix Serrao

Die Frau stöhnt, immer wilder und lauter und rhythmischer: "Uh, ja... uuuh!" Nach dem letzten "Uh!" dreht sich ihr Kopf zum Zuschauer. Der Mund ist schlaff, die Augen sind leer, aber nicht vor Ekstase. Sie ist tot. Wie sie aussieht, schon länger.

Alles hier soll düster, zynisch, kalt sein: Milo Ventimiglia und Lauren Lee Smith am Seziertisch. (Foto: Foto: Concorde Filmverleih)

Gestöhnt hat eine junge Pathologin, die mit Kollegen im Leichenschauhaus rumalbert. Uh! Was für eine erste Szene! So schnell und gallig wie Marc Schölermanns Debüt "Pathology" ist lange kein Thriller mehr gestartet. Die kleine Hommage an Meg Ryans berühmte Restaurantszene in "Harry und Sally" deutet außerdem alles an, worum es gehen wird: Sex, Macht, Sünde, Tod.

Doktor Ted Gray (Milo Ventimiglia) wird als jahrgangsbester Harvardabsolvent in das renommierteste Pathologenteam des Landes aufgenommen.

Auch sonst hat er, wovon andere träumen. Er sieht aus wie der junge Christopher Reeve, hat ein Loft in Manhattan und eine fast übertrieben attraktive Verlobte (Alyssa Milano), deren reicher Vater die Hochzeit kaum erwarten kann.

Rasch wird der nicht minder brillante Doktor Jake Gallo (Michael Weston) auf den Neuling aufmerksam und lädt ihn in seinen geheimen Zirkel ein. Dessen Mitglieder untersuchen ebenfalls Leichen und versuchen rauszukriegen, wie diese gestorben sind. Allerdings töten sie die Leute vorher selbst. "Du hast ihn umgebracht!", ruft Gray, als er vor seiner ersten Clubleiche steht. "Vielleicht", antwortet Gallo. "Die Frage ist, wie?"

Elegant inszeniertes Gemetzel

Der Geheimzirkel ist ein Klassiker des Genres. Die größte Ähnlichkeit hat "Pathology" mit Stefan Ruzowitzkys "Anatomie" - dem schönen ersten Teil -, in dem ein Kreis junger Antihippokraten erst andere Leute und dann sich gegenseitig aufschneidet.

Wie immer, wenn die Kunst Milieus nachahmt, mit denen die meisten Menschen nie Kontakt haben, ist die Gefahr stereotyper Bilder groß. "Anatomie" ist voll davon, was aber nicht stört, weil der Film seine Überfliegerstory mit Erektionsstörungen und anderen Humoreinlagen aufweicht.

"Pathology" ist erwartbar zusammengesetzt - diabolischer Verführer, wildes Luder, liebe Freundin, schusseliger Außenseiter. Humoristische Brechungen gibt es aber nicht. Alles hier soll düster, zynisch, kalt sein. Schade, dass es stattdessen nur flach ist.

Der schöne Ventimiglia schaut als faustischer Doktor meist nur mit blasierter Überlegenheit in die Gegend. Das ergibt zwar ein Image, aber keine Persönlichkeit.

Als Ted seine erste Leiche zum Spiel beisteuert, kommt der Mord so überraschend, dass man als Zuschauer denkt, man habe aus Versehen die dramaturgisch entscheidende Szene verpennt.

Doktor Ted guckt sehr entschlossen, doch der Entschluss hinter der Tat bleibt ein Rätsel. "Pathology" hat trotzdem seinen Reiz. Der Werbefilmer Schölermann ist vielleicht kein großer Geschichtenerzähler; aber er hat ein Gespür für originelle Bilder.

Über so etwas wie einen Mord mit Flüssigstickstoff, der das Opfer von innen einfriert und die Äderchen in den Augen explodieren lässt, können Horrorfans lange liebevoll lächeln. Für das elegant inszenierte Gemetzel, mit seinen Riesenzangen zum Knochenbrechen und dem wilden Sex zwischen kalten Körpern gibt es dennoch nur ein ganz leises: Uh.

Pathology, USA 2008 - Regie: Marc Schölermann. Buch: Mark Neveldine, Brian Taylor. Mit: Milo Ventimiglia, Alyssa Milano. Concorde, 93 Minuten.

© SZ vom 30.09.2008/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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