Hörenswert:Idylle mit Abgrund

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"Get Well Soon", das neue Album von "Triska", erinnert an alte Zeiten

Von Dirk Wagner

Keine Worte fürchte sie zu hören, außer: "Auf Wiedersehen, meine Liebe" , singt Triska zum Ende ihres neuen Albums "Get Well Soon". Text und Musik des Liedes stammen von Elvis Costello. Doch die sparsame Inszenierung seiner Ballade "Still" mit akustischer Gitarre, verhallter Melodika und Heidi Triskas Gesang fügt sich so wunderbar in den neuen Liederreigen, als stamme auch der Song aus der Feder von Triskas Gitarristen Gerald Huber. Raffiniert zieht dieser im Schatten seiner herausragenden Sängerin die Fäden, weswegen nur all zu oft übersehen wird, dass der Name Triska ja nicht nur die Sängerin gleichen Namens benennt, sondern zugleich auch der Bandname ist. Keimzelle der Band ist dabei jenes Duo, das auch in der Münchner Band Cat Sun Flower zusammen spielt. Als diese längere Zeit pausierte, starteten Huber und Triska das Seitenprojekt, das bald schon auch die anderen Cat Sun Flower-Kollegen involvierte. Einzig der Bassist und Sänger fehlt im neuen Ensemble, das sonst eine wundersame Mutation von Cat Sun Flower wäre, weil nunmehr deren Gitarrist die Songs schreibt, der bei CSF schweigsam erschien wie George Harrison bei den Beatles.

Wahrscheinlich würde sich Triskas beschwingt psychedelisches Stück "Home Sweet Home" auch bestens auf einer längst überfälligen neuen Cat Sun Flower-Scheibe machen. Es passt allerdings auch hervorragend auf eine Mamas & Papas- oder It's A Beautiful Day-LP, so wie der Chorgesang und das Klangspiel der Instrumente hier die Aufbruchstimmung der Endsechziger reaktiviert. Produzent Bonifaz Prexl steuert dem opulent arrangierten Titel sogar noch ein Orgelspiel bei, das als Akzent nur kurz, aber wirkungsvoll in Erscheinung tritt. Wie sorgfältig solch kleine Akzent ausgearbeitet ist, bestimmt letztlich auch das restliche vierte auf redwinetunes erschienene Album von Triska, das die Musik immer wieder auf das Wesentliche und Notwendige reduziert: Gesang und Gitarre. Und ab und an eine Melodika oder ein Glockenspiel.

Bald schon führt die Frage, woher das Aspirin weiß, wo es schmerzt, zur Frage: Wie bin ich überhaupt hier hin gekommen? Weens Italowestern-Zitat aus deren "Buenos Tardes Amigo" schneidet das Idyll, das wie in vielen Songs von Triska nur lieblich anmutende Oberfläche eines höllischen Abgrunds ist.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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