Wenn sie neue Popstile etablieren, bekommt ein - meist englisches Wort - eine Zusatzbedeutung. Manches gerät passend ernsthaft wie etwa das Wort Felsen für harte Gitarren ("Rock") oder der sich selbsterklärende Begriff "Metal". Manches trägt eine bewusste, kritische Attitüde, etwa das antigesellschaftliche "punk", das schäbig bedeutet. Manches hingegen ist süß im Vergleich dazu, wie die damit beschriebene Musik letztlich klingt. Etwa das Schwätzchen, das "Rap" in wortwörtlicher Übersetzung ist.
Seit einiger Zeit ist die Popwelt ganz vernarrt ins Schimpfen. Jeder, der ein bisschen herumpöbelt, sich über die Verhältnisse im Allgemeinen aufregt oder einfach nur den Ex-Partner anraunzt, hat gerade gute Karten. Das Herumgranteln hat dabei auch sprachlich ein schönes englisches Gegenstück: Der "rant", also die Schimpftirade, die bedingt durch den Erfolg des britischen Duos Sleaford Mods zum Musikstil erhoben wird. Das Wort "rant" kennt jedoch als eine Art Bonmot den Zusatz des "rave". "Rant and rave" bedeutet in etwa "wüten und rasen", also ziemlich echauffiert sein. Da es den Rave als Begriff der Popkultur nun auch schon länger gibt, lädt eine Münchner DJ-Gruppe seit einiger Zeit regelmäßig ins Harry Klein zum "Rant & Rave". Bei soviel wütendem Schnauben überrascht dann jedoch der erstaunlich leichte, fast glänzende House-Sound der dafür verantwortlichen DJs Kahjo, Zimmermann, Auto Boys und Charly und Moses.
Es ist Musik, die trotz der zum Teil recht dominanter Basslinien nie in den Keller abrauschen würde und das angekündigte Toben ganz verklärt wirken lässt. Denn hier verliert sich keiner in seiner Wut, die Vehemenz wird eher durch Beständigkeit als durch partielle Wucht erlangt. Als Gast haben die grantelnden Raver im Juni nun den griechischen Wahlberliner Thanasis Voulgaris alias Kindimmer eingeladen. Dessen Tracks klingen etwas schwerer als die der "Rant & Rave"-Gang.
Rant & Rave ; Samstag, 24. Juni, 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8