Hertzkammer:Vom Inn inspiriert

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Der DJ und Produzent Recondite im Blitz Club

Von Stefan Sommer

Dunst liegt über dem schwarz-weißen Inntal. Die bewaldeten Bergkämme um die Gemeinde Simbach nahe der österreichischen Grenze verschwimmen im grauen Nebelmeer - allein der Wanderer mit dem Bergstock fehlt. Die Landschaftsaufnahme, fotografiert vom Ranzenberg aus, wählte Recondite als Albumcover seines Schlüsselwerks "Hinterland". Der DJ und Produzent, der mittlerweile in Berlin lebt, heißt eigentlich Lorenz Brunner und kommt aus der Rottal-Inn-Kreis. Hier hat er vor 15 Jahren begonnen, Musik zu sammeln und selbst zu produzieren. Die Platte ist 2013 sein internationaler Durchbruch.

Als Junge habe er, wie er in einem Interview verriet, die niederbayerischen Wälder oft tagelang allein durchstreift. Dort aus Büschen, Zweigen und Sträuchern Lager gebaut und sich in ihrem Schutz vor den bösen Geistern der Gegend versteckt. Die rurale, wilde Natur ist die Inspiration für seinen meditativen, düsteren Techno. Das Plätschern des Inns und das Knirschen des Schnees im Winter unter seinen Stiefeln nimmt er für "Hinterland" mit dem Smartphone auf. Die organischen Produktionen Brunners erzählen mit Pathos und Urgewalt von einem menschenleeren, mythischen Landstrich - einem romantischen Idyll. Seine Tracks tragen Titel wie "Waldluft" oder "Dämmerlicht". Nicht umsonst zählt er Gustav Mahler zu seinen Einflüssen. Seit "Hinterland" hat sich die Karriere des DJs und Produzenten sehr verändert.

Brunner gehört heute zu den gefragtesten Künstlern der elektronischen Musik. Er spielt Shows in Tokio, Mailand, Beirut, Kiew und auf großen Festivals. Es ist sein Verdienst, dass man rund um die Welt weiß, wie es klingt, wenn der Wind durch den niederbayerischen Wald rauscht, oder wie sich die Stromschnellen des Inn anhören.

Recondite , Sa., 23. März, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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