Hertzkammer:Vogelsang

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Dominik Eulberg lässt den Synthesizer zirpen

Von Rita Argauer

Vögel und Musik gehen gut zusammen. Ob im deutschen Volkslied oder mit dem Trautonium, einem frühen elektronischen Instrument, auf dem Oskar Sala die kreischenden Schreie der Vögel in Hitchcocks gleichnamigem Film schuf. Dieses Instrument hatte damals ungefähr die gleiche Funktion wie der deutsche Techno-Ornithologe Dominik Eulberg heute. Denn der überführt Vogelsang und Frühlingsgezwitscher ebenfalls in die elektronische Musikerzeugung und lässt die Clubnacht zum Naturerlebnis werden.

"Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der geht mir nicht mehr aus dem Kopf", heißt etwa einer seiner Podcasts. Doch in allzu enthusiastisches "Fiderallala"-Gepfeife sollte man da trotzdem nicht verfallen. Denn die Musik des 37-jährigen studierten Ökologen übt sich in leichter Eleganz. Und auch wenn ab und an ein Specht dazwischen klopft oder ein wenig Balz-Gezwitscher über den Synthesizer-Flächen zirpt, die Musik baut sich auf der ziemlich naturfernen, computergenerierten Metrik elektronischer Beats auf. Der Unterschied zum typischen Soundtrack der Nacht zeigt sich eher in Eulbergs Klängen, die glitzern, klar wie ein Biotop im Morgensonnenlicht anstatt dumpfer Beats oder dem schrillen Kreischen von Hitchcocks Horrorfliegern.

Die echten Vögel in der Natur sind eigentlich der natürliche Feind des Nachtmenschen. Denn es mag schwer zusammenpassen, wenn die im Sommer schon zwischen drei und vier Uhr morgens anfangen zu singen, die Nacht im Club aber noch ein paar Stunden andauern soll. In solchen Fällen aber hilft Shakespeare, dessen Julia trotz Vogelsangs den Morgen zu verleugnen vermag: "It was the nightingale, and not the lark/ That pierced the fearful hollow of thine ear".

Dominik Eulberg , Freitag, 1. April, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 31.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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