Hertzkammer:Total tiefenentspannt

Lesezeit: 2 min

Soukie & Windisch kommen in die Rote Sonne

Von Sabine Gietzelt

Soukie und Windish, das klingt irgendwie süß. Es sind zwar nur Namen. Aber auch die haben ja einen eigenen Klang. Früher gaben sich Bands Namen, damit der geneigte Hörer an ihnen bereits erkennen mochte, was ihn musikalisch erwarten würde. Heute scheint das egal zu sein. Vorbei auch die Zeit, als sich DJs und Produzenten mit Buchstaben und Kürzeln schmückten, die wie chemische Formeln anmuteten. Auch die Musik dazu klang abstrakt, kantig und eher nach harten Konsonanten als nach weichen Vokalen. Bei Soukie & Windish ist der Name ihres Labels eine Buchstabensuppe: URSL Records. Ursel? Sehr unwahrscheinlich.

Soukie & Windish: Das sind zwei Männer, ein Projekt, ein gemeinsames Ziel. Sanfte Bewegung. Entspanntes Schwingen. Gelegentliches über Schlurfen. Eine mögliche Erklärung für soviel Tiefenentspannung: Fritz Windish hat sich früher viel mit Reggae beschäftigt. Das färbte womöglich ab. In einem Interview wurde er mit einem Bonmot über die Anfänge des gemeinsamen Produzierens zitiert: "Da hat man schön im Bademantel mit einer Flasche Prosecco im Studio gesessen, was man als Student auch mal machen konnte, und einfach von der Pike auf produziert." Dann trat Minimal ins Leben von Fritz Windish. Und in dieser potenziellen Gefahrenzone, in der sich durchaus auch ultimative musikalische Langeweile hätte breit machen können, muss sich die beeindruckende Geschmeidigkeit ihrer Musik eingeschlichen haben.

Einmal ein kleiner Hauch von Siebziger Jahre Film Atmosphäre, dann ein paar dezente Reminiszenzen an die alte Schule von Techno in Tracks, die gleichzeitig frühlingshaft und nach durchzechter Nacht klingen, wenn man die ersten Vögel zwitschern hört, dies aber noch ein wenig vernebelt wahrnimmt. Vielleicht sind Nayan Soukie und Fritz Windish Wander- und Naturfreunde. Tiere spielen in ihren Tracks eine große Rolle. Es gibt Katzen, Schildkröten, Vögel auf ihrer ersten Platte "A Forest" von 2013.

Ihr Sound kennt weder Ecken noch Kanten. Bei ihnen werden die Nächte melodisch durchgechillt. Nicht sphärisch verpennt, nicht hyperaktiv technoid, eher poppig verfliegen die Stunden. Die Atmosphäre ist nicht besonders schwül oder lasziv, sondern freundlich, entspannt, und offen wirkend. Nicht einmal die Bässe lassen Hosen im Wind flattern oder den Bauch kribbeln. Der Bass ist der fast stille, aber sehr aufmerksame Begleiter in der Musik von Soukie & Windish, einer, der aufpasst, dass sie nicht aus der Bahn läuft. Besonders schön tut er das auf dem Track "Magic Turtle", in dem auch eine kurz gestrichene Geige mitspielen darf und ein paar stimmliche Sample-Einlagen den langsamen Lauf des Stückes hier und da akzentuieren. Stimmen sind nicht ganz ausgeschlossen bei Soukie & Windishs, spielen aber auch keine große Rolle. Der Text ist definitiv nicht die Party der beiden. Eher mal Luft schnappen und der Entspannung Raum einräumen.

Soukie & Windish, Freitag, 20. Mai, 23 Uhr, Roten Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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