Hertzkammer:Tanzen und erwachen

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"Protein" enthüllt in der Milla seine Geheimnisse

Von Theresa Hein

Ein geheimer Garten muss nicht unbedingt unauffindbar sein. Geheim bedeutet, zumindest bei dem Künstler Protein, versteckt und unerwartet. Langsam und vorsichtig steigern sich Synthieklänge, durchbrochen von Beats wie langsam durch Laub dringendes Licht. In der Ecke irgendwo Wassertropfen, Percussions. Dann ein hartnäckiges Flügelschlagen, die Hi-Hat. Alles zusammen ergibt eine verschlungene, mystische, nie langweilige Geräuschkulisse. Und über alles setzt Protein verträumte Gitarrenklänge, die sich anhören, als würde Jeff Buckley hinter den Synthesizern zu jammen anfangen.

Protein spielt in seiner Musik mit Zeit und Wahrnehmung, er spielt und spult, und es fühlt sich an, als würde man zu einer Marionette seiner DJ-Kunst, ein Zuhörer an Fäden. Im Juni erschien die Platte "The Secret Garden" beim Münchner Label Schamoni Musik in Zusammenarbeit mit Alien Transistor. Bekannte Label-Kollegen von Protein bei Schamoni Musik sind unter anderem Tom Wu und Pollyester. Auf vier Tracks spinnt Tobias Laemmert alias Protein ein feines Gitarren-Synthiegewebe, das sich im letzten Track "Purple" zu einem analog-elektrischen Gesamtkunstwerk steigert. Wenn die Musik von Protein abbricht, möchte man sich enttäuscht die Augen reiben und nach mehr verlangen.

Am Sonntagabend werden in der Milla Protein und die ehemaligen Registratur-Bekannten DJ Kaput und Kitt Bang aufeinander und das Publikum losgelassen. Für entspanntes Zuhören bleibt zwischen den Mitgliedern der Zombo Combo, Protein und Bam Bam wohl kaum Zeit. Wer am Sonntagabend in die Milla kommt, stolpert vielleicht über etwas, mit dem er nicht so schnell gerechnet hat - einen Abend zum Sich-wach-tanzen.

Protein, Kitt Bang, DJ Kaput, Bam Bam, So., 2. Okt., 21.30 Uhr, Milla

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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