Hertzkammer:Sinnstiftend

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Benefiz mit Leroy, Pollyester und anderen in der Roten Sonne

Von Sabine Gietzelt

Es ist ein Statement, wenn man einen zwölfminütigen Opener namens "Like A Disease" an den Anfang seiner Platte stellt, und es ist ganz offensichtlich auch ein Statement, ans Ende seiner Patte einen Song namens "Niemals Erwachsen Werden" zu setzen. "Skläsh" ist alles andere als Unschuldsmusik. Im Herbst hat Leroy mit diesem Debüt eine die Sinne verwirrende und höchst inspirierte Platte gemacht. Krautrock, Dub und wundersame Vocals begrüßten uns da aus der klirrenden Ferne des Universums, wo Musik ganz zeitlos vor sich hin klappern darf.

Bei Leroy wird mit Musik hantiert, als wäre sie ein kleines Chemielabor. Ein bisschen Substrat hier, ein Stäubchen da, die Vocals werden noch ein bisschen durchgerührt, bevor sie in die so gar nicht homogene Masse rein dürfen. Gar herrlich dreht sich der Erlenmeyerkolben! Da staunte auch der ehrwürdige Guardian, der die Musik von Leroy als " abstrakten, aber gut zugänglichen Lo-Fi-DIY-Tekno-Pop" bezeichnete. Natürlich fehlte in der Rezension auch das Wort "teutonisch" nicht. Die bis dato unmöglich erscheinende Kombination von "teutonisch" mit dem englischen Wort für "kindisch" dürfte in der Tat eine Folge des Hörgenusses des Albums "Skläsh" gewesen sein, und es ist zu erwarten, dass auch das Livekonzert in der Roten Sonne ein Erweckungserlebnis der psychedelischen Art wird.

Auftritt: Pollyester. Markenzeichen: lange braune, gut gebürstete Haare und einen Bass in der Hand. Mit hartnäckiger Ausdauer bemüht sich Polina Lapkovskaja seit ungezählten Jahren darum, aus dem relativ überschaubaren Münchner Musikumfeld heraus- und in die große Welt der erwachsenen Popmusik einzutreten. Jahrelang hat sie mit der "Zombo Combo" eine liebevoll geplante Partyreihe veranstaltet, ist als Koshka Valerianka und als Performance-Künstlerin aufgetreten und ist und war als Musikerin in diversen Münchner Bands wie Kamerakino und Munk zu Gange. Im Frühjahr dieses Jahres war auch mal wieder ein Pollyester-Album fällig. Es wurde teilweise mit großer Begeisterung aufgenommen, aber mit dem Weltruhm wurde es noch immer nichts. Beim nächsten Mal dann. Bis es soweit ist, wird also weiterhin in der Weltstadt gewerkelt. Auf dem Benefizkonzert "Imagine Peace" zu Gunsten junger Flüchtlinge treten in der Roten Sonne neben Pollyester und Leroy auch Bartellow auf, Upstart , Bitt Kang und DJ Kaputt werden auflegen.

Imagine Peace , Benefizkonzert, Freitag, 25. Dezember, 22 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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