Hertzkammer:Schöner Mann, brutaler Sound

Berghain-Resident Ben Klock macht Stop im Blitz Club

Von Stefan Sommer

Übers Berghain gibt es Gerüchte, da kann das Bermuda-Dreieck einpacken. Die Berlin-Reiseführer überschlagen sich: Der legendäre Techno-Club habe die härteste Tür der Welt, den besten Sound der Welt, biete hemmungslose Sexorgien in käfigartigen Darkrooms, Superdrogen wie aus Schokoladenbrunnen. Von Freitag bis vielleicht sogar Dienstagnachmittag sei die "Kathedrale des Techno" ausschließlich von filmreifen Gestalten mit Gesichtstattoo oder mindestens Mafia-Biografie bevölkert.

Ben Klock, seit mehr als einer Dekade Resident-DJ im alten Heizkraftwerk am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain, ist ein Gesicht dieses mythischen Ortes. Der gebürtige Schöneberger wird, wie der andere große Mann des Clubs, Marcel Dettmann, im Berlin der Post-Wende-Ära in den Abbruchschuppen und Off-Locations zum DJ. In vergessenen Betonbunkern, die nach der Wende in Ostberlin leer stehen, entwickelt sich ein Sound, der das Jahrzehnt prägen wird. Schnell entdeckt er damals den düsteren, rauen Techno-Entwurf der Detroiter Schule. Während seiner Zeit als Ostgut-Resident-DJ, der Vorgänger Club des Berghains an anderer Stelle, beschäftigt er sich mit den konzeptionellen Arbeiten von Visionären wie DJ Rush und Jeff Mills. 2006 veröffentlicht er zusammen mit Marcel Dettmann den Track "Dawning". Es soll die erste 12"-Vinyl-Veröffentlichung auf dem neugegründeten Ostgut-Ton-Label sein. Damit setzt er den Sound des Berghains: So dunkel, brutal, kathatisch, roh und erlösend soll der Club bis heute klingen. Auch wer es also nicht ins Innere der heiligen Hallen geschafft haben sollte, bekommt mit seinen Veröffentlichungen und DJ-Sets einen Eindruck, was der oft zitierte "Berghain-Sound" ist. Auch ohne Gesichtstattoo oder Freunde bei der Mafia.

Ben Klock , Blitz Club, Freitag, 5. Oktober, 23 Uhr.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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