Hertzkammer:Poetisch

Die Münchner Band "Haut" im Ampere

Von Martin Pfnür

Als das Duo Haut kürzlich das Sommerfest des Second-Hand-Modeladens "Vint's" bespielte, war das ein Konzert, wie man es so nicht oft zu sehen bekommt. Eingerahmt von diversen Garnituren an Hemden und Hosen stand man als Zuhörer vor einer Band, über der eine Handvoll Kleiderbügel mit Damen-Bademoden baumelte. Dem Konzert tat das allerdings keinen Abbruch, was wohl auch damit zu tun hat, dass die 2014 gegründete Formation ein Faible für ungewöhnliche Rahmen aufweist.

So gehört der Sänger und Knöpfchendreher Bulgan Molor-Erdene zu den drei Organisatoren der "Großen Schau" im Volkstheater, welche sich in jeder Ausgabe mit einem neuen Themenkomplex befasst und dabei irgendwo zwischen Late-Night-Show, Talk-Runde, Theater und Kneipenabend angesiedelt ist.

Haut sind die Bühnenband der Großen Schau, und wie gut das passt, zeigte nicht zuletzt der inhaltliche Anspruch des Duos beim "Vinty's"-Auftritt recht deutlich. Da ist etwa diese literarische Dimension, die Molor-Erdene einbringt, wenn er zu dunklen elektronischen Atmosphären und den minimalistischen Staccato-Figuren von Gitarrist Stefano Melillo plötzlich mit linder Stimme ein Gedicht von William Butler Yeats rezitiert oder den Romancier Don DeLillo per Sample zu Gehör bringt.

Das ist ebenso ambitioniert wie gewagt und fügt sich doch ganz wunderbar in den "Dream-Post-Pop"-Kosmos der Band ein, der sich aus Einflüssen wie Radiohead oder Nicolas Jaar speist und in nicht allzu ferner Zukunft auch in Form eines Albums zum Klingen gebracht werden soll.

Haut, Freitag, 8. Juli, 20 Uhr, Ampere (beim Festival "23 Jahre Muffatwerk"), Zellstraße 4

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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