Hertzkammer:Meer und mehr

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Christian Löffler stellt sein Album "Mare" im Harry Klein vor

Von Martin Pfnür

Es hat schon seine Berechtigung, dass die Kollegen vom Veranstaltungsmagazin In München Christian Löfflers Live-Set im Harry Klein unter der Rubrik "Konzerte" verbuchen. Bestechen die Tracks des Produzenten aus Greifswald doch seit jeher durch einen Pop-Appeal, dem man in dieser Form eher selten begegnet. Wo nämlich die Vermählung von Pop-Strukturen und elektronischer Tanzmusik in nicht eben wenigen Fällen im seelenlosen Kitsch endet, gelingt es Löffler, eine Brücke zu schlagen, die beide Welten kongenial zusammenführt.

Die weich gezeichneten Texturen und das plastische Pumpen des Deep House öffnen hier einen Rahmen, in dem die Stimme der Hamburger Gastsängerin Mohna ebenso formidabel zur Entfaltung kommt wie jene von Christian Löffler selbst, der auf seinem jüngsten Album "Mare" erstmals auch zum Mikro greift. Im Zusammenklang ergibt das eine Musik, die einen wunderbar kontemplativen, introvertierten und melancholischen Zauber ausstrahlt, die in ihrem sanften Zirpen, Klöppeln und Klingeln vor allem aber Maßstäbe im Hinblick auf den musikalisch überstrapazierten Begriff des "Organischen" setzt.

Verwunderlich ist das freilich nicht. Liegt Löfflers Inspiration - ähnlich wie jene des geistesverwandten Hendrik Weber aka Pantha du Prince - doch primär in der Natur, die ihn auch umgab, als er sich für die Produktion von "Mare" in eine am Meer gelegene Blockhütte auf der Halbinsel Darß zurückzog. Das mag so aufgeschrieben zwar erst einmal wie ein musikgewordenes Klischee aus der Jever-Werbung wirken - wenn einem im finalen Track "The Great Wide Open" das per Field-Recording aufgenommene Meer entgegenbrandet, ist man diesen Klängen jedoch längst verfallen.

Christian Löffler , Freitag, 12. Januar, 23 Uhr, Harry Klein, Sonnenstraße 8

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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