Hertzkammer:Jugend ohne Techno

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Konstantin Sibold kommt in den Blitz Club

Von Stefan Sommer

Andere aus seiner Klasse kauften sich von ihrem Taschengeld Fußballtrikots, Motorroller, Bier oder Pornoheftchen - er gibt alles für Synthesizer aus. Sein Kinderzimmer ist damals bis unter das Dach vollgestopft mit Gerätschaften, um Beats zu bauen. Der DJ und Produzent Konstantin Sibold wird 1987 in der schwäbischen Provinz geboren. Er wächst in Hohenacker bei Stuttgart auf, ist Schlagzeuger des Orchesters des ortsansässigen Musikvereins. Da das Städtchen nicht gerade für sein Nachtleben bekannt ist, fängt er an, selbst für die Landjugend Partys zu schmeißen. Mit seinem Schulkameraden Leif Müller, heute selbst renommierter DJ, organisiert Sibold im Gasthof "Schwanen" Klassenfeten, bespielt Dorfdiskos und Abi-Partys. Die erste Festivität bestreiten sie mit einem Wäschekorb voller Schallplatten, einem alten Plattenspieler von Sibolds Oma und einem CD-Player aus dem Keller von Familie Müller.

Zehn Jahre und eine E-Mail des Managements von Lana Del Rey später, gehört Sibold zu den gefragtesten DJs und Produzenten weltweit. Nach der Anfrage der amerikanischen Popsängerin um einen Remix für ihren Song "Brooklyn Baby" ist der junge Mann rund um die Welt gebucht. Sein Release "Mutter" gilt 2017 in der Szene als Ausgangspunkt für das momentane Acidrevival, die Wiedergeburt von Neunzigerrave und Trance.

Der Groove-Track des Jahres zeigt Sibold als Produzentengenie und popkulturellen Archäologen mit Geschmack und Mut. Größen wie Dixon, Sven Väth oder Solomon outen sich als Fans, buchen ihn nach London, Paris, New York und Ibiza. Der Schlagzeuger des Bittenfelder Musikvereins ist heute mit Prinz-Eisenherz-Frisur und extravaganten Oben-ohne-Bühnenshows ein internationaler Star der elektronischen Musik.

Konstantin Sibold ; Freitag, 17. Mai, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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