Wenn das vergangene Wochenende das schwärzeste des Jahres in Deutschland war, folgt nun das bunteste - am Samstag, 15. Juli, ist "Christopher Street Day". Die Tage davor wird in München schon vielerorts Gay Pride gefeiert. Beim "Playground Special" im Mixed Munich Arts legt Samstagnacht unter anderen die in New York aufgewachsene und in São Paulo geborene Volvox auf. Volvox' Musik ist Chicago und Acid House in jedem Takt. Das bedeutet, sie schießt mit Backspins um sich und erschafft chromatische Grundlinien, die von zischenden Bässen durchbrochen werden. Ihr Genre bezeichnet sie als "Industrial Dreamscapes" - wie passend, dass sie mit dem Floor des MMA ein ehemaliges Heizkraftwerk beschallt. Und auch der Begriff "Dreamscapes" passt, denn Volvox ist luzider Eskapismus im besten Sinne.
Zehn Tage nach dem Anschlag im Gay-Club "Pulse" in Orlando im vergangenen Juni trafen sich im New Yorker Nachtclub "Good Room" DJs, um den Opfern musikalisch zu gedenken. Volvox war damals dabei, es ist kein Zufall, dass sie beim Christopher Street Day auflegt. Sie ist Teil des feministischen, New Yorker Technokollektivs "Discwoman" und organisierte, bevor sie 2012 nach New York kam, in Boston ein reines Frauen-DJ-Event ("The Revolution Will Be Feminized"). Aber mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie ein Zeichen verkörpert, besteht Volvox auf dem Selbstverständlichen in ihrer Musik. In einem Tweet ereiferte sie sich einmal darüber, dass Journalisten immer ihren richtigen Namen wissen wollen. Sie verstehe nicht, was man damit erreichen wolle, und irgendwie hat sie ja Recht. Als könne man ihre Musik besser greifen, wenn man ihren bürgerlichen Namen weiß. Besser ist es, man hört ihr zu. Wie schön, dass sie Samstag in München ist.
Playground CSD Special u.a. mit Volvox, Sa., 15. Juli, 21 Uhr, Mixed Munich Arts, Katharina-von-Bora-Straße 8a