Hertzkammer:Einfach nur göttlich

Hannah Faith im Bob Beaman

Von Rita Argauer

Blixa Bargeld beendete viele der jüngeren Konzerte der Einstürzenden Neubauten mit einem der besten Songs der vergangenen 20 Jahre: Das manisch-irrlichternde und voll kammermusikalischer Düsternis gleichsam von Streichquartett und Flugzeugturbinen-Trommel getragene "Total Eclipse of the Sun". Bargeld weiß um die Wirkung dieses Stücks und kann es deshalb mit folgender Ansage ins Auditorium schicken: "Falls Ihr jemals Eurem Schöpfer begegnet, könnt Ihr ihm sagen: ,Ich habe Deine Lieblingsband live gesehen'."

In der Anwesenheit der Götter sonnt sich auch eine neue Münchner Veranstaltungsgruppe. "332 - Neighbors of God" verspricht nicht weniger als die Kreation einer Booking-Reihe, die das neueste und frischeste in Sachen elektronischer Musik ins Bob Beaman bringen soll - und zwar mit dem Allmachtanspruch der Jugend, die sich wie ein junger Gott fühlt. Die DJ Hannah Faith, die die "Neighbors of God" nun nach München gebucht haben, löst das ein. Sie mischt in ihren Sets Musik zusammen, die einen ähnlich berückenden Effet ausübt wie Bargelds favorisiertes Schlussstück.

Die Anbiederung an die Göttlichkeit funktioniert blendend in den Sets der jungen Londonerin. Hannah Faith hat die düsteren Dekaden des monoton pumpenden Berliner Techno hinter sich gelassen und begibt sich melodiehungrig auf die Suche nach Songstrukturen. Und so vermischt die 23-Jährige hallende Klavierakkorde mit nervösen elektronischen Bässen, die wie kleine Würmer zwischen die Töne fahren. Blumig-offene Gesangslinien tauchen in ein jazziges Bett ein, das sich mit unbedingter Aufmerksamkeit dem Easy-Listening entzieht.

Hannah Faith ; Sa., 20. Mai, 23 Uhr, Bob Beaman, Gabelsbergerstr. 4

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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