Hertzkammer:Das ist die Dröhnung

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Das Münchner Trio "Carl Gari" im Import-Export

Von Martin Pfnür

Über ein Genre wie den "Psychedelic Ghetto Rave" kann man sich lange den Kopf zerbrechen. Doch wie man die krude Aneinanderreihung auch dreht und wendet, so richtig bekommt man die drei Begriffe nicht unter einen Hut. Umso eindrücklicher erschließt sich das, was die drei Münchner Jonas Friedlich (Elektronik), Jonas Mayer alias Jonas Yamer (Bass) und Till Funke (Gitarre) unter dem Namen Carl Gari veranstalten, wenn man sich den Stücken auf ihrer Soundcloud-Seite widmet. Ganz oben finden sich hier vier Stücke, allesamt düster, entschleunigt, atmosphärisch. Man hört einen wuchtig nachdröhnenden Bass, dezent pluckernde Beats, dräuend durch den Raum schwebende Synthies, eine Gitarre, die primär der Ornamentierung dient - und eine ausdrucksstarke Stimme, die sich klagend und vokaldehnend über die Ambient-Klanglandschaften legt. Die Stimme gehört dem ägyptischen Sänger Abdullah Miniawy, auf den das Trio 2015 bei einem Projekt der Robert-Bosch-Stiftung traf. Schnell habe man menschlich und musikalisch zusammengefunden, berichtet Jonas Friedlich, und so schälte sich aus diversen Jams auch in kurzer Zeit das Material für die vier Stücke heraus, die Carl Gari in München fertig produzierten und im Frühjahr 2016 auf dem Londoner Label "The Trilogy Tapes" als Vinyl-Single veröffentlichten.

Und ja, man kann angesichts dieser Tracks von einer höchst gelungenen Fusion der Kulturen sprechen. Hier drei Musiker, die als DJs und Produzenten fest in der Münchner Clublandschaft verankert sind, dort ein Sänger, der der Tradition des Sufismus und ihren spirituellen Lehren von der "Einheit alles Existierenden" folgt. Die Idee, die Carl Gari mitbrachten, sei völlig anders gewesen als alles, an dem er zuvor gearbeitet habe, sagt Miniawy. Offen, kooperativ und interessiert habe sich das Trio aus Deutschland gezeigt, das ihn mit der enormen Energie seines Sounds inspirierte. Kein Wunder also, dass man sich kürzlich zu weiteren Aufnahmen in München zusammenfand, die derzeit ausgearbeitet werden.

Auf der Bühne des Import-Eport wird Abdullah Miniawy nun zwar von der Münchner Künstlerin und Sängerin Su Real ersetzt. Dem wunderbar dunklen Sound des Trios sollte das aber keinen Abbruch tun - die klangliche Wandelbarkeit und Flexibilität ihres "Psychedelic Ghetto Raves" haben Carl Gari ja längst im fernen Kairo bewiesen.

Carl Gari , Fr., 4. Oktober, 21 Uhr, Import-Export, Dachauer Straße 114

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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