Hertzkammer:Auf der Kante

Lesezeit: 1 min

Matthias Tanzmann mit einem DJ-Set in der Roten Sonne

Von Martin Pfnür

Das internationale Format des Leipziger DJs, Produzenten und Labelbetreibers Matthias Tanzmann braucht man ja eigentlich nicht mehr betonen, indem man ihn, wie jetzt in der Roten Sonne, im Rahmen der Reihe "World League" präsentiert. Der Mann ist längst Legende, zeichnet als A&R-Manager seines Labels Moon Harbour für eine feine Auswahl elektronischer Musik verantwortlich, produziert Singles, EPs und Mix-Alben wie am Fließband und füllt seit Jahren mühelos die Clubs, Arenen und Mehrzweckhallen dieser Welt mit seinen berüchtigten DJ-Sets.

Am liebsten bringt der 38-Jährige diese Sets indes an einem Ort zu Gehör, der ihm selbst in Sachen Popularität kaum nachsteht. Tanzmann ist seit 2007 Resident-DJ im Club DC10 auf Ibiza. Ein weltweit bekanntes Party-Mekka ist das, beheimatet in einem ehemaligen Hangar, das mit seinem Fassungsvermögen von 1500 Personen eher Konzerthallendimensionen erreicht und angesichts der irren Zügellosigkeit, mit der man sich hier dem Exzess hingibt, immer wieder mal die Pforten schließen muss. Hier steht Tanzmann regelmäßig und stets montags bei der Partyreihe "Circoloco" (zu deutsch: "verrückter Zirkus") hinter den Decks und verzückt die eng an eng stehenden Feiermassen mit einem Sound, der sich ziemlich genau auf der Kante zwischen der erhöhten Geschwindigkeit des Techno und der groovig pumpenden Tiefe und Geschmeidigkeit von Housemusic bewegt: Tech-House.

Das Schöne an diesem Subgenre - und der Art und Weise, wie Tanzmann es interpretiert - ist vor allem sein ungeheures Euphorie-Potenzial und seine belebende Grundstimmung, was sich etwa sehr eindrucksvoll bei einem Youtube-Video aus dem DC10 nachverfolgen lässt. Wie von Stromstößen durchzuckt, schraubt und frickelt Tanzmann da an seinen Geräten herum und reichert das forsch nach vorn strebende Bass- und Beat-Gerüst mit souligen Vocalsamples, mit Sprengseln aus Jazz, Swing oder der Tropicana an, während sich um ihn herum bei jedem fulminanten Drop der Wahnsinn Bahn bricht. Alles grinst, alles hüpft, alles tanzt.

Nun mag vielleicht so mancher Aficionado einwenden, es gebe in der elektronischen Musik geheimnisvollere und gewagtere Ansätze als jenen des Matthias Tanzmann. Was wohl wahr ist. Und gleichzeitig auch ziemlich egal, denn eine großartige durchtanzte Nacht bekommt man bei Tanzmann unter Garantie. Dafür steht er ja mit seinem Namen.

Matthias Tanzmann, Samstag, 12. März, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: