Hertzkammer:Alte Schule

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André Galuzzi legt in der Roten Sonne auf

Von Martin Pfnür

Es ist schon so eine Sache mit der Schallplatte im Digitalen Zeitalter. Einerseits, klar, großes Vinyl-Revival, steigende Verkaufszahlen, voll ausgelastete Presswerke, die Platte als prächtiges analoges Gegenstück zum Streaming, als Format für Liebhaber des warmen Klangs. Andererseits wiederum ist die Schallplatte genau da, wo ihr Zauber mit am schönsten zur Geltung kommt, eher auf dem absteigenden Ast: auf den Plattentellern der Techno-DJs. Zu viel Schlepperei, zu viel Reinigungsaufwand, zu labil die Technik.

Umso schöner also, dass sich André Galuzzi bemüßigt sieht, mit der Reihe "We Play Vinyl" ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. "We play Vinyl", das sei ebenso ein Angebot an Kollegen, die längst auf CDs oder Laptop umgestiegen sind, wie eine Feier des alten Handwerks und organischen Klangs, sagt Galuzzi. Die Leute ab und an auf das Format aufmerksam zu machen, in dem immer noch der Ursprung aller DJ-Kultur liegt, darum gehe es ihm.

Galuzzi weiß natürlich, wovon er spricht. Gehört er doch als Teil der "Frankfurter Schule" um Sven Väth zu einer Generation, die dem Techno in den Neunzigerjahren zu seiner heutigen Größe verhalf. Nach Residenzen in legendären Berliner Clubs wie dem Tresor oder dem Berghain ist er heute gleichsam Produzent, Betreiber des feinen Nachwuchs-Labels "Aras" und weltweit gebuchte DJ-Koryphäe. Gut 25 000 Platten hat er in den 25 Jahren seiner Karriere angesammelt, was angesichts seiner ebenso ausufernd langen wie hypnotischen Sets, die sich stets durch subtil gezogene Spannungsbögen auszeichnen, nicht verwundert. In der Roten Sonne wird André Galuzzi nun laut Ankündigung "All night long!" auflegen. Mehr Vinyl geht eigentlich nicht.

André Galuzzi , Freitag, 30. Juni, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximilianspl. 5

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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