Herkulessaal:Bestens aufgelegt

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Emmanuelle Haïm dirigiert die BR-Symphoniker

Von Andreas Pernpeintner, München

Gleich zwei Protagonistinnen des Abends sind eingesprungen: die Sopranistin Katherine Watson und die Dirigentin Emmanuelle Haïm. Haïm leitet dieses Konzert des BR-Symphonieorchesters im Herkulessaal vom Cembalo aus. Und weil sie dabei trotz zweitem Cembalo im Orchester kräftig mitspielt, dirigiert sie Händels Concerto grosso op. 6 Nr. 1 häufig mit Kopf und Oberkörper, was hingebungsvoll aussieht und auch klanglich gelingt, da ihr ein bestens aufgelegtes Orchester zur Verfügung steht. So wird lebendig und elegant musiziert.

Stilecht auch, dass die Continuogruppe eine Theorbe einschließt. Zwar werden deren Töne vom Orchester oft geschluckt, aber erstens wird einem allein beim Anblick einer Theorbe so schön barock zumute, zweitens gilt das mit der klanglichen Irrelevanz nicht immer. Als zweites Werk folgen Ouvertüre und "Lascia ch'io pianga" aus Händels "Rinaldo", und das Orchester begleitet die Arie vollmundig. Wie schön ist's da, wenn der Instrumentalpart auf ein Streicher-Pianissimo und die nun präsente Theorbe reduziert wird. Das ist klanglich intim und lässt Watsons klaren, fein vibrierenden Sopran gut zur Wirkung kommen.

Auch der Pianist Kristian Bezuidenhout leitet bei Mozarts A-Dur-Klavierkonzert KV 488 vom Instrument aus; nun ist's ein Steinway. Während der Orchestertutti markiert er auf der Klaviatur fleißig mit. Drückt er die Tasten tatsächlich, meistens mit sanftem Anschlag, muss man sich an den Klang erst gewöhnen, denn durch den abmontierten Schalldeckel verfliegen die Töne rasch. Die Konturen des Soloparts sind so mitunter schwer auszumachen, und ob wirklich jede Skala oben so sauber endet, wie sie unten begonnen hat, lässt sich nicht letztgültig entscheiden. Stimmiger klingt unter diesen Gegebenheiten der Adagio-Mittelsatz, den Bezuidenhout noch schlichter zurücknimmt als das Orchester.

Nach der Pause und der ersten Suite aus Händels "Wassermusik" schließt der Abend mit einer famosen Suite aus Rameaus "Dardanus". Nochmals singt Watson bezaubernd, und das Orchester gibt durch beachtlichen Schlagwerk-Einsatz und eine spannende Dynamikgestaltung reichlich Klangfarben und Expressivität dazu.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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