Hard Rock Café:Ansteckend

Von Michael Zirnstein

Machen wir uns nichts vor, mit den Jahren stumpft man ab. Alles erlebt, Kultur schockt nicht mehr. Wenn ein "Megaevent" mit "Welthits", "Legenden", "Superstars" lockt, kommt Argwohn auf beim Musikreporter. Gut, denkt man, vielleicht ist bei der Pressekonferenz wenigstens Abwechslung geboten für die schüchterne Schülerpraktikantin der Redaktion. Da erlebt sie mal was im Hard Rock Café, nämlich die Musical-Diva Anna Maria Kaufmann und den einstigen Bravo-Coverboy Andy Scott von den Rock-Bonbons The Sweet, die was über Zehn Jahre Rock Meets Classic erzählen. Kennt sie nicht, nichts von alldem, sagt die 15 Jahre junge Sahar und schweigt erst mal. In der S-Bahn zum Marienplatz erzählt sie dann in tollem Deutsch, nicht viel, aber fast zu viel: von ihrer Heimatstadt Mossul, der Flucht als Jesidin aus dem Irak, den Lagern, der Balkanroute, der Ankunft in München, wo sie monatelang die Unterkunft nicht verlassen wollte. Warum? "Kulturschock. Alles zu viel." Da will man sie vor Glamrock-Opi und Operetten-Phantomime bewahren. Aber Sahar strahlt nach dem Termin, sie will Journalistin werden, unbedingt. Zauberhaft ansteckend.

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