Hanns Dieter Hüsch:Der "philosophische Clown" ist tot

Lesezeit: 2 min

Er bezeichnete sich selbst als "Poet der kleinen Leute und kleinen Dinge". Sein feinsinniger Humor zielte vor allem auf kleinbürgerlichen Mief.

Hanns Dieter Hüsch starb in der Nacht zum Dienstag im Alter von 80 Jahren.

Hüsch bekam in seiner mehr als 40-jährigen Künstlertätigkeit zahlreiche Preise und Auszeichnungen, unter anderem den Deutschen Kleinkunstpreis und die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Moers. Seinen Lebenstraum, die Darstellung von Shakespeares "König Lear" am Staatsschauspielhaus Dresden konnte sich der Kabarettist aufgrund eines Schlaganfalls im Jahr 2001 nicht mehr erfüllen.

Er gilt als der produktivste und erfolgreichste Vertreter des literarischen Kabaretts in Deutschland. Der sensible Menschenbeobachter begeisterte sein Publikum mehr als fünf Jahrzehnte mit seinen mehr als 70 Kabarett-Programmen, in denen er vor allem das hintersinnige Wortspiel kultivierte.

Als 'literarischer Entertainer' oder 'philosophischer Clown' legte er mit seinem subtilen Humor das Hauptaugenmerk nicht auf die tagespolitischen Satire, sondern vielmehr auf die Allerweltsereignisse und Erlebnisse innerhalb kleinbürgerlicher Verhältnisse. In der Tradition von Heinrich Heine verzauberte er sein Publikum und bezeichnete sich selbst als "Poet der kleinen Leute und kleinen Dinge".

Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Das schwarze Schaf vom Niederrhein", "Und sie bewegt mich doch" und "Sach ma nix". Bis zu seiner Lungenkrebs-Erkrankung im Jahr 1998 bewältigte der kabarettistische Einzelgänger rund 200 Vorstellungen pro Jahr. Daneben verfasste er Hörspiele und ein Theaterstück und lieh den ZDF-Reihen "Väter der Klamotte" und "Dick und Doof" in den 70er Jahren seine Synchronstimme.

Hüsch wurde zweimal mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet und erhielt den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz. Dazu erhielt er den "Kabarett-Oscar" für sein Lebenswerk. Trotz seiner großen Fangemeinde fühlte sich der leise Erzähler Hüsch nie als Star und blieb dem Tingeln durch die Provinz immer treu.

"Verdanke mein Leben den Füßen"

Seine Quelle der Inspiration war die Provinz, aus der er stammte. Am 6. Mai 1925 als Sohn eines preußischen Beamten in Moers geboren, wuchs Hüsch "zwischen schwarzweißen Kühen, Windmühlen und altersschwachen Bauernhäusern" auf. Nach dem Abitur studierte er zunächst Medizin, wechselte jedoch bald an die Universität Mainz. Dort widmete er sich der Theaterwissenschaft und Literaturgeschichte. Auch dieses Studium blieb ohne Abschluss.

Bereits während dem Studium schrieb Hüsch Chansons, Gedichte und kleinere Kabarettstücke. Mit der Truppe "Die Tol(l)eranten" gastierte er an verschiedenen Universitäten. Mitte der 50er Jahre folgte sein Entschluss, fortan nur noch solo aufzutreten. In den Nachkriegsjahren trat er mit seinen Programmen pointiert gegen Rechtsradikalismus und kleinbürgerliches Spießertum an.

"Mein Leben verdanke ich meinen Füßen", sagte Hüsch einst rückblickend in seinen 1990 veröffentlichten Erinnerungen. Denn aufgrund seiner Klumpfußerkrankung musst er sich zwar zahlreichen Operationen unterziehen, der Kriegsdienst blieb ihm jedoch erspart.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sprach von einem "großen Verlust für Kultur, Kunst und Brauchtum in Nordrhein-Westfalen". Hüsch habe die Menschen "in seiner unnachahmlichen Art zum Schmunzeln und zum Nachdenken gebracht". "Seine Worte und seine Musik werden uns fehlen", betonte Rüttgers. Seine Geburtsstadt denkt bereits laut über ein "Ehrenbegräbnis für den Ehrenbürger" nach. Allerdings wolle die Stadtspitze erst Kontakt zur Familie aufnehmen und fragen, ob das gewünscht sei.

Hanns Dieter Hüsch lebte bis zu seinem Tod zusammen mit seiner zweiten Frau Christiane im Windeckschen Land.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: