Hamburg:323 Millionen Euro für die Elbphilharmonie

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Prestigeprojekt mit horrenden Kosten: Die Hamburger Elbphilharmonie wird voraussichtlich drei Mal so viel kosten wie geplant - nämlich 323 Millionen Euro.

Sie soll das neue Hamburger Wahrzeichen werden, so berühmt wie das Opernhaus in Sydney. Jetzt ähnelt auch die Entstehungsgeschichte des Hamburger Glaspalastes mehr und mehr der des australischen Vorbilds: Die Ausgaben für das spektakuläre Gebäude auf einem alten Speicher im Hafen sind in unvorstellbare Höhen gestiegen.

Baustelle mit horrenden Kosten: die Elbphilharmonie (Foto: Foto: dpa)

Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) räumte am Mittwoch in der Hansestadt ein, dass das Konzerthaus an der Elbe den Steuerzahler dreimal so viel kosten wird wie geplant. Die öffentlichen Ausgaben für das spektakuläre Gebäude der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron stiegen um 209 Millionen Euro auf insgesamt 323 Millionen Euro.

In einer ersten Machbarkeitsstudie war von 77 Millionen Euro Steuergeldern die Rede, später stieg die Zahl auf 114,3 Millionen Euro. In einer chaotischen Pressekonferenz, in der erst am Schluss und auf Nachfragen der Journalisten die Gesamtsumme genannt wurde, die auf die Steuerzahler zukommt, versuchte eine sichtlich angeschlagene Kultursenatorin trotzdem Optimismus zu verbreiten.

Nach monatelangen Verhandlungen mit dem Bauunternehmen Hochtief und mit den Architekten habe man nun "die größtmögliche Kosten- und Terminsicherheit erreicht." Der Preis dafür sei jedoch sehr hoch, so Kultursenatorin Karin von Welck. "Es fällt mir schwer das zu sagen, aber er ist einfach hoch. Aber er ist angemessen in Bezug auf das, was wir erreicht haben."

"Die werden Ihnen auch nichts sagen"

Würde man die bisher eingesammelten Spenden in Höhe von 76,6 Millionen Euro noch hinzurechnen, lägen die Kosten der öffentlichen Hand sogar bei 400 Millionen Euro. Der bisher immer mit ausgewiesene Gesamtpreis des Gebäudes - zu dem Konzerthaus kommen noch ein privat finanziertes Luxushotel und Wohnungen - wurde gar nicht mehr genannt.

"Da müssen Sie Hochtief fragen, aber die werden Ihnen auch nichts sagen", sagte der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Elbphilharmonie Hamburg Bau KG, Johann Lindenberg. "Es gab nicht so viel Harmonie bei der Elbphilharmonie. Dies galt es zu lösen."

Der neue Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe), Heribert Leutner, gab zu, dass es nie einen Festpreis gegeben hätte. Außerdem habe es die ganze Zeit zwei parallel existierende Zeitpläne gegeben. Auch der Eröffnungstermin musste erneut um fast ein Jahr auf Frühjahr 2012 verschoben werden. "Das erste Konzert wird es in der Elbphiharmonie im Mai 2012 geben", sagte von Welck. Damit muss der künstlerische Leiter der Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, seine Pläne erneut um ein Jahr verschieben.

Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie im Herbst 2010 eröffnen, im Juni 2008 hieß es dann, der Eröffnungstermin werde auf Herbst 2011 verschoben. "Wir planen die Termine für die Saison 2011/2012 so, dass alles im Notfall auch in der Laeiszhalle stattfinden kann", hatte Lieben-Seutter bereits im Oktober verkündet.

"Ich bin fassunglos"

Auch die anderen Orchester, darunter das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und die Philharmoniker Hamburg, müssen ihre Pläne erneut verschieben. Die Opposition im Hamburger Rathaus zeigte sich entsetzt. "Ich bin fassungslos", sagte Hamburgs SPD-Fraktionschef Michael Neumann. Er könne sich nicht vorstellen, dass die SPD bei einer derartigen Kostenexplosion das Projekt noch mittragen werde. "Vom ursprünglich vereinbarten angeblichen Festpreis ist keine Rede mehr."

Die Linken reagierten ähnlich. "Das ist alles unterirdisch. Vorher wurden Planungschaos und Kostenexplosion lapidar damit gerechtfertigt, dass die Elbphilharmonie kein Reihenhaus sei. Das Projektmanagement reicht aber nicht mal für eine Gartenlaube", sagte der kulturpolitische Sprecher der Linken Norbert Hackbusch.

© dpa, Carola Große-Wilde/ihe/dafü - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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