Großer Komiker:Lieber Bayer als Bachelor

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Der junge Kabarett-Abräumer Martin Frank im Schlachthof

Von Thomas Becker, München

Wenn er mit seinen kurzen Haaren und den langen Armen so da steht und mit der kieksigen, etwas atemlosen Stimme loslegt, kommt einem plötzlich ein anderer großer Komiker in den Sinn: der junge Jerry Lewis mit seiner schrägen deutschen Synchronstimme. Doch Martin Frank muss nicht schielen oder die Zunge rausstrecken wie ein Grenzdebiler, um komisch zu sein - er hat ja seinen Dialekt. "Ein niederbayerischer Smalltalk im Lift? Oaner losst an Schoaß, und der ander sogt ,Öha'." Frank bekennt sich gern zu seiner Heimat, dem "Land der angeborenen Emotionslosigkeit". Schließlich hat ihm sein Debütprogramm "Alles ein bisschen anders - Vom Land in d'Stadt" vor zweieinhalb Jahren sage und schreibe 14 Kabarett-Trophäen eingebracht, zuletzt den Bayerischen Kabarettpreis, Abteilung Senkrechtstarter - es wird nicht die letzte Auszeichnung für den 25-Jährigen gewesen sein.

Erlebt man diesen Burschen im rappelvollen Schlachthof mit seinem neuen Programm "Es kommt wie's kommt", kann man kaum glauben, dass er vor kurzem noch sehr fachfremd unterwegs war: als Verwaltungsangestellter und Standesbeamter im Bayerischen Wald. Rampensau oder Bühnentier nennt man Künstler mit einer solch ausgeprägten Präsenz, mit diesem erfrischend offensiven Umgang mit dem Publikum. Kollege Josef Brustmann sagt: "Der ist fertig. Da fehlt nix mehr." Jürgen Kirner, ein anderer Mann vom Fach, sieht den stets nah am Menschen bleibenden Komödianten schon in der Tradition einer Ida Schumacher, als "männliche Ratschkathl". Dabei geht es im Programm des gelernten Schauspielers auch um Selbstzweifel als Single und als Unstudierter in der großen Stadt ("Ohne Bachelor geht ja gar nix mehr!"), um Selbstoptimierungswahn und den gesellschaftlichen Druck auf junge Menschen, die im "Transitalter 25" schon eine Sinnkrise durchleben. Bei Martin Frank klingt das dann so: "Wenn du wegen deines Körpers weinst, schau mal nach Bad Füssing, Therme 1."

Dabei wollte er ja unbedingt Opernsänger werden, flog aber an zwei Musikhochschulen durch die Aufnahmeprüfung und singt nun halt auf der Kabarettbühne - was natürlich brutal überraschend kommt und einen erst mal an Playback denken lässt. Nix da, bei Frank ist alles echt, made in Niederbayern - und dennoch schön weit weg von emotionslos (noch einmal am 4. Juni im Lustspielhaus).

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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