Ohne seine dunkle Sonnenbrille sieht man ihn fast nie. Über dem Berliner Gendarmenmarkt waren am Mittwochabend schon die Sterne aufgegangen, doch Hollywoodstar Jack Nicholson durchlief das Spalier der Fans hinter schwarzen Gläsern. Erst drinnen auf der Bühne des Konzerthauses ließ sich der 66-Jährige in die Augen blicken. Bei der 39. Verleihung der Goldenen Kamera überreichte ihm Claudia Schiffer den Preis in der Kategorie "Film International".
Seine Dankesrede las Nicholson ("Einer flog über's Kuckucksnest" - "About Schmidt") von einem zerknitterten Zettel auf Deutsch ab: Ein knappes "vielen Dank" und die Worte, die er in der fremden Sprache offenbar am besten kann: "Fleisch mit Kartoffeln, Bier und ein Zimmer". Wenig später hatte der begehrteste Gast des Abends das Konzerthaus schon wieder verlassen. Die Verleihung des Film- und Fernsehpreises der "Hörzu" mit Preisträgern in insgesamt 14 Kategorien wurde indessen auch ohne Nicholson ausgiebig gefeiert.
Sichtlich gerührt nahm US-Schauspieler Tony Curtis ("Spartacus" - "Manche mögen's heiß") den Ehrenpreis für sein Lebenswerk entgegen. Drei seiner Töchter waren zur Preisverleihung gekommen. Der 78- jährige Curtis umarmte Allegra, Alexandra und Kelly liebevoll. Der Preis bedeute ihm viel, sagte er. "Ich bin so froh, dass ich mein Leben dem Schauspielerberuf gewidmet habe, das hat mir viele Türen geöffnet."
Als Überraschungsgast trat "Columbo"-Darsteller Peter Falk auf, der seiner deutschen Detektiv-Kollegin Iris Berben alias "Rosa Roth" die Goldene Kamera in der Kategorie "TV Jubiläum" überreichte. Die Krimireihe läuft bereits seit 10 Jahren im ZDF. Actionheld Sylvester Stallone (57) bekam die Goldene Kamera für den Dauererfolg seiner Filme im deutschen Fernsehen und widmete den Preis dem Boxer Max Schmeling, den er sehr bewundert. "Als ich "Rocky" drehte, dachte ich an ihn", sagte Stallone. Auch Model Naomi Campbell, ausgezeichnet für ihren H&M-Werbespot, gab ihren Preis symbolisch weiter. Sie widme die Auszeichnung dem kürzlich verstorbenen Fotografen Helmut Newton. Sie verehre ihn sehr, sagte sie.
Ein ernster und nachdenklicher Moment kam mit der Verleihung der Goldenen Kamera an den Historiker und Journalisten Guido Knopp für seine Dokumentarfilme zur deutschen Vergangenheit. "Geschichte darf nie in Vergessenheit geraten, gleichgültig wie schmerzhaft sie ist", sagte der israelische Justizminister Yosef Lapid als Laudator. Die Familie des gebürtigen Ungarn wurde von den Nazis ermordet.
Als bester deutscher Fernsehfilm wurde das Bergwerksdrama "Das Wunder von Lengede" (Sat.1) ausgezeichnet. Die Goldene Kamera wurde den Machern des Films von Adolf Herbst, einem Überlebenden des Grubenunglückes im Jahre 1963, überreicht. "Dieser Film soll ein Denkmal für die 29 Bergleute sein, die nicht das Glück hatten, ans Tageslicht zurückzukommen", sagte er. Der Preis für den besten Schauspieler ging an Michael Mendl, der den ehemaligen Kanzler Willy Brandt in dem ARD-Film "Im Schatten der Macht" spielte. Nicolette Krebitz nahm die Goldene Kamera als beste Schauspielerin für ihre Rolle in dem ZDF-Film "So schnell Du kannst" entgegen. Stefan Raab erhielt für seine ProSieben-Sendung "TV total" eine Goldene Kamera in der Kategorie "TV Entertainer". Gewinnerin in der Kategorie "Pop National" war die Sängerin Jeanette Biedermann.
Das ZDF strahlt die Verleihung am 6. Februar um 21.15 Uhr aus.