Geht Claus Kleber zum "Spiegel"?:Gundula Gause allein zu Hause

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Moderator fürs Magazin: Der 52-jährige Fernsehjournalist Claus Kleber soll Chefredakteur des Spiegels werden, doch das ZDF will um seinen besten Mann kämpfen.

"Jeden Tag bis ganz zum Ende Neues und Interessantes zu erfahren" - das hat ZDF-Moderator Claus Kleber einmal als Lebenstraum angegeben. Eine besonders interessante berufliche Erfahrung könnte der Fernsehmann jetzt machen: Der 52-Jährige soll Chefredakteur des Spiegels werden. Wie am Freitagnachmittag aus Gesellschafterkreisen verlautete, haben sich darauf die Anteilseigner des Spiegel-Verlags verständigt. Zu Beginn der Woche soll die seit Wochen schwelende Personalentscheidung offiziell verkündet werden.

Ob es dazu aber kommen wird, war am Wochenende noch nicht klar. Denn Kleber, der sich letzten Dienstag in Hamburg vorgestellt hatte, dreht derzeit in Las Vegas für 3sat und Arte. Er kommt erst am Montag aus den USA zurück. Dem Vernehmen nach findet er das Angebot attraktiv, hat sich aber noch nicht endgültig entschieden. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte jedenfalls der Süddeutschen Zeitung: "Kleber ist nicht weg. Ich weiß, dass es eine Anfrage vom Spiegel gibt. Ich werde versuchen, ihn beim ZDF zu halten."

Kleber ist ein wichtiger Mann für den Mainzer Sender, ihm sollen jetzt neue Angebote gemacht werden. Er moderiert seit Februar 2003 das "heute-journal" gemeinsam mit Gundula Gause, die Einschaltquoten sind seitdem aber nach unten gegangen. Kleber gilt als Fernsehmann und verfügt bisher nicht über nennenswerte Erfahrung mit Printmedien. Geboren in Reutlingen, studierte Kleber Jura und schloss mit Promotion ab. Danach arbeitete er kurze Zeit als Anwalt in Stuttgart und wechselte mit 30 Jahren schließlich in den Journalismus. Zunächst arbeitete er für den Hörfunk, zuletzt als Chefredakteur beim Rias Berlin.

Für die Jungen

1992 wechselte Kleber dann zum Fernsehen und wurde ARD-Korrespondent in Washington, von 1997 bis 2002 war er dort Studioleiter. Eine seiner Bewährungsproben erlebte er, als er die Terroranschläge auf die USA vom 11. September 2001 moderieren musste. Nach einem kurzen Zwischenspiel für die ARD in London ging er dann Anfang 2003 zum ZDF und wurde Anchorman beim "heute-journal" - als Nachfolger des populären Wolf von Lojewski. Kleber berichtet und moderiert betont sachlich, mit Distanz, manchmal versucht er einen ironischen Unterton. Kleber ist mit ARD-Anchorman Tom Buhrow befreundet und wie dieser stark vom Nachrichtenstil in den USA geprägt.

Der Spiegel sucht seit Wochen einen Nachfolger für Stefan Aust, 61. Die drei Gesellschafter des Spiegel-Verlags - die Mitarbeiter-KG, die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr sowie die Erben von Magazin-Gründer Rudolf Augstein - hatten Mitte November beschlossen, den Vertrag von Aust nicht zu verlängern. Er soll Ende 2008 auslaufen. "Wir wollen mehr junge Leute an das Blatt binden. Dazu braucht es eine frische, neue Kraft", hatte die Mitarbeiter-KG die Entscheidung begründet. G+J-Chef Bernd Kundrun drängt auf eine schnelle Lösung. Aust war 13 Jahre Chefredakteur des Spiegels. Zuletzt galt sein Verhältnis zu Geschäftsführung und Redaktion als angespannt.

© SZ v. 8./9.12.2007/korc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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