Frei-Körper-Kultur, Folge 4:Seelenstriptease

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Elisa Oberzig versuchte, mittels der Rekonstruktion einer Performance von 1975 die Hypersexualisierung des weiblichen Körpers anzuprangern. (Foto: Ayna Steigerwald)

Buchstäblich im Untergrund: Elisa Oberzig vom Performance-Kollektiv der LMU verinnerlicht Schneemanns "Interior Scroll"

Von Jennifer Gaschler, München

Es ist das Jahr 1975. Carolee Schneemann steht auf der Bühne der New Yorker Kunstausstellung "Women here and now". Sie entkleidet sich, bemalt sich und zitiert aus ihrer feministischen Streitschrift. Dabei posiert sie wie ein Aktmodell. Schließlich zieht sie aus ihrer Vagina eine Schriftrolle, ein emanzipatorisches Pamphlet, das sie verliest. Ein Skandal in der männerdominierten Kunstszene. Schneemann, die seit Anfang der Sechzigerjahre lebende Kunstwerke mit farbbeschmierten, nackten Körpern entwirft, rieten die Kritiker früh: Falls sie malen wolle, solle sie sich ihre Klamotten doch bitte wieder anziehen. Schneemann machte weiter, organisierte Happenings, drehte Experimentalfilme und zog sich in Performances aus, immer wieder. Heute gilt sie als Pionierin der Aktions-Kunst und "Interior Scroll" halten einige für den Inbegriff feministischer Kunst.

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