Fotokolumne:Die Gläubigen

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(Foto: Martin Schoeller)

Der Fotograf Martin Schoeller porträtiert jede Woche einen gläubigen Menschen aus New York. Heute: Michelle Hinkey von den Bruderhöfern.

Foto und Protokoll von Martin Schoeller

New York ist der Ort mit der größten Zahl unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften.Der Fotograf Martin Schoeller porträtiert in seiner Kolumne jeden Freitag einen gläubigen Menschen aus dieser Stadt.

Michelle Hinkey. Bruderhöfer. Ich bin in einer christlichen Familie mit meinen Eltern und fünf Geschwistern aufgewachsen. Ich besuchte Schulen, die von den Bruderhöfern unterhalten wurden, eine christliche Gemeinschaft. Aber an Christus zu glauben und ihm zu folgen, kann niemand an meiner Statt tun. Ich musste meine eigenen Überzeugungen, meinen eigenen Glauben finden. Anders als die meisten anderen christlichen Konfessionen haben die Bruderhöfer keine gesegneten Kirchenbauten. Wenn das Wetter schön ist, halten wir den Gottesdienst oft im Freien ab. In unserer Gemeinde in Harlem haben wir eine Dachterrasse, auf der wir viele unserer Gottesdienstveranstaltungen abhalten. Wie es bei Matthäus 18:20 heißt: "Denn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Jesus sagte seinen Jüngern, dass es zwei wichtige Gebote gibt. Das erste: Liebe Gott den Herrn mit all Deinem Herz und Deiner Seele, mit Deinem Geiste und Deiner ganzen Kraft. Das zweite: Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst. Der beste Weg, Gott und meine Nächsten zu lieben ist für mich, in der Gemeinde der Bruderhöfer zu leben. Für meine Gemeinde ist die Bergpredigt besonders wichtig. In ihr lehrt uns Jesus, wie wir voller Liebe, Demut, Reinheit und Vergebung leben können. Jesus spricht auch viel über das Reich Gottes. Manche Leute glauben, dass es da um all das jenseits des Grabes geht. Das stimmt nicht! Es ist ein Vorbild dafür, wie wir leben sollen. Es ist ein Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Liebe. Wir können es nicht erzwingen, aber wir können unser Bestes tun.

Manchmal fällt es so schwer, an einen guten Gott zu glauben, wenn man all das Leid in der Welt von heute sieht. Oder selbst wenn man nur mal einen schlechten Tag hat. Aber wenn ich mich dann umschaue und Gotte Werk und seine wundervollen Kreaturen sehe, Leute, Freunde, Kinder, Natur, Bäume, Mikroorganismen, dann muss ich einfach glauben, auch wenn ich es nicht verstehe.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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