Filmtipp:Mittelglücklich in der Mittelschicht

Eine hübsch erzählte Selbstmitleidsballade eines Mannes, der alles hat und sich leer fühlt

Vor ein paar Jahren hat er in "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" ganz hinreißend das Tagträumen perfektioniert, nun hängt Ben Stiller verpassten Chancen nach: "Im Zweifel glücklich" ist die hübsch erzählte Selbstmitleidsballade eines Mannes, der alles hat und sich leer fühlt. Der Originaltitel passt da übrigens viel besser: "Brad's Status" macht deutlich, dass es hier vorrangig um Brad geht, also Stiller. Diesen Brad, mittelglücklich in der Mittelschicht, quälen plötzlich bohrende Fragen. Warum kann er sich das Upgrade am Flughafen nicht leisten? Warum sind seine Freunde von einst inzwischen alle sehr erfolgreich, als Hollywood-Regisseur, Bestseller-Autor, Aussteiger mit zwei Frauen auf Maui? So wird die Reise, die er mit seinem Sohn an die Ostküste unternimmt, selbstverständlich auch zur Reise zu sich selbst. Dass diese dezent komödiantische Variation des Sein-und-Schein-Themas nicht zur kitschigen Jammerlappen-Show wird, dafür sorgen Ben Stiller mit Freude an den Zwischentönen sowie der Drehbuchautor und Regisseur Mike White. Nur am Ende spielen ein paar Geigen zu viel.

Im Zweifel glücklich , USA 2017, Regie und Buch: Mike White, läuft in mehreren Kinos, siehe Programm

© SZ vom 31.03.2018 / blö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: