Filmtipp des Tages:Tod per Knopfdruck

Lange war sich Lisa sicher, "auf der Seite der Guten" zu stehen. Jetzt sitzt die Kriegsveteranin und ehemalige Technikerin beim Drohnenüberwachungssystem der US-Air-Force desillusioniert vor ihrem Pool und weiß nicht mehr weiter. In "National Bird" begleitet die Regisseurin Sonia Kennebeck drei Menschen mit der Kamera, die in unterschiedlichen Funktionen am geheimen Drohnenkrieg der USA beteiligt waren. Heather, Daniel und Lisa haben noch heute mit den Folgen des Tötens per Knopfdruck zu kämpfen. Sie denken über Suizid nach, haben Probleme mit Alkohol oder Drogen. Nach dem Ausscheiden aus der Armee dürfen sie nicht einmal mit einem Psychiater über das Erlebte sprechen. Trotzdem packen die drei Whistleblower nun ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen vor der Kamera aus. Und sprechen über die umstrittensten militärischen Maßnahmen der jüngsten Vergangenheit: Kampfdrohnen. Verbunden über sehr schnelle Satelliten- und Datenverbindungen, umspannt ihr unsichtbares Netz die ganze Welt. In Afghanistan, Pakistan, Jemen und Somalia töteten sie Tausende. "Wer am Ende lebt oder stirbt, kann man nicht sagen. Am Ende weiß man nur, was sich zweidimensional vor einem auf dem Bildschirm abspielt." Berührend zeigt der Film auch die Geschichten der Opfer. "National Bird" ist eine Abrechnung mit der Illusion eines sauberen Krieges. Nach der Vorstellung am Sonntagnachmittag gibt es ein Filmgespräch mit der Regisseurin.

National Bird , USA 2016, Regie: Sonia Kennebeck, Sonntag, 21. Mai, 16.30 Uhr, Kinos Münchner Freiheit, Leopoldstraße 82, 383 89 00

© SZ vom 20.05.2017 / hika - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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