Filmtipp des Tages:Pseudointellektuell eingelullt

"Das ist unser Land" handelt vom Populismus und dem Front National

Es hätte nicht viel gefehlt und Marine Le Pen wäre Frankreichs Präsidentin geworden. Mit ihrer rechtspopulistischen Partei Front National wettert die Politikerin seit Jahren gegen Ausländer und Andersgläubige - mit Erfolg. Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt im Mai stimmte ein Drittel der Wähler für sie. Dem neuen Film von Regisseur Lucas Belvaux "Das ist unser Land!" () dienten Le Pen und der Front National als Vorbild. Er handelt von der Krankenschwester Pauline (Émilie Dequenne), die sich überreden lässt, bei der Bürgermeisterwahl ihrer nordfranzösischen Kleinstadt für eine nationalistische Partei zu kandidieren. Eigentlich will Pauline nur den Menschen in ihrer vernachlässigten Stadt helfen, doch nach und nach lässt sie sich vom Populismus ihrer Partei und deren Vorsitzenden Agnès Dorgelle (Catherine Jacob) einlullen. An seiner Hauptfigur zeigt der Belgier Belvaux, wie eine nationalistische Partei vermeintlich unpolitische Menschen für sich gewinnt: nicht mit offener Hetze, sondern mit pseudointellektuellen Argumenten zum Wohle der französischen Kultur und Identität. In Frankreich erschien der Film - trotz öffentlicher Empörung des Front National - noch vor der Präsidentschaftswahl, in Deutschland läuft er nun, ein paar Wochen vor der Bundestagswahl, in den Kinos.

Das ist unser Land! (Chez Nous), Frankreich 2017, Regie: Lucas Belvaux, läuft in mehreren Kinos, u.a. im Original mit Untertiteln im Theatiner, täglich um 20.45 Uhr, siehe Programm

© SZ vom 28.08.2017 / noti - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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