Filmtipp des Tages:Die Kunst der Freiheit

Er starb am 28. September 1899 kurz vor Mitternacht auf dem Schafberg, wo er an einem Bild arbeiten wollte. Der Tiroler Giovanni Segantini wurde nur 41 Jahre alt. Zu jung, um den langsam einsetzenden künstlerischen Erfolg auszukosten. "Giovanni Segantini - Magie des Lichts" heißt der Filmessay von Christian Labhart, der sich meditativ einem Künstler nähert, den es an die Luft und hoch hinauf drängte. Freiheit und Kunst, das dachte Segantini zusammen in einer umfassenden Vision. "Ich war überzeugt, dass die Malerei nicht in der Farbe allein begrenzt ist, sondern dass sie zum Ausdruck aller Gefühle der Liebe, des Schmerzes, der Freude und der Trauer werden könne," schrieb er. Seine Landschaftsmalerei war symbolistisch aufgeladen, steuerte auf den Expressionismus zu. Der Maler spricht hier selbst, seine Texte werden gelesen von Bruno Ganz. Labhart will nicht die nüchtern historische Betrachtung und Einordnung, er lässt sich von dem entzünden, was Segantini das "Feuer der Kunst" nannte. So wächst sein Film aus dem Zusammenwirken von Musik, Landschaftsaufnahmen, Text und den Bildern des Malers.

Giovanni Segantini, Schweiz 2015, Regie: Christian Labhart, läuft in mehreren Kinos, siehe Liste

© SZ vom 14.09.2015 / CHJ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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