Seit Wochen weigert sich Benjamin, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Nicht etwa, weil er wasserscheu wäre oder sich für seinen Körper schämt. Der Teenager erträgt schlicht den Anblick seiner knapp bekleideten Mitschülerinnen nicht. Sich radikal dem christlichen Fundamentalismus hingebend, rebelliert er gegen nackte Haut ebenso wie gegen Homosexuelle, Verhütung und die Evolutionstheorie - mit Erfolg. Schon bald müssen die Mädchen ihre Bikinis gegen Badeanzüge tauschen, auch das Kondom verschwindet aus der Biologiestunde. Doch das reicht Benjamin nicht. Bitterböse erzählt Kirill Serebrennikov in "Der die Zeichen liest" die Geschichte des schlaksigen Einzelgängers, der innerhalb kurzer Zeit zum respektierten Klassenkameraden und nicht zuletzt zur Gefahr aller wird. Eine Groteske über die Zerbrechlichkeit einer aufgeklärten Gesellschaft: schwarz, komisch, provakant.
Der die Zeichen liest , Regie: Kirill Serebrennikov, OmU, Di., 24. Jan., 19 Uhr, Arena, Hans-Sachs-Str. 7, ☎ 260 32 65