Filmtipp des Tages:Angst vor dem Anderen

(Foto: Constantin Filmverleih)

Der 18-jährige Klaus Teichmann hat einen sehr guten Freund. Manfred ist bleich, überspannt und etwas unheimlich. Und dann gibt es da diesen Kunsthändler - zwielichtig und der Moderne zugewandt. Vater und Mutter Teichmann sind in großer Sorge und informieren sich. "Nur eine echte Liebe kann da wirklich etwas helfen", findet einer der Ärzte. Die Liebe zu einer Frau. "Anders als du und ich (§ 175)" hieß die endgültige Fassung des Films von Veit Harlan, der unter den Nazis zum Professor gemacht wurde und mit "Jud Süß" ein zentrales Werk der antisemitischen Propaganda lieferte. Sein Film von 1957 widmet sich der Homosexualität. In der ersten Fassung nicht freigegeben, weil angeblich Verständnis zeigend, wurde der Film noch einmal verschärft. Und so enthüllt sich hier der Moralkrampf der Fünfzigerjahre in Kombination mit kruden Thesen, die Homosexualität und moderne Kunst auf eine Weise als Irrläufer abtun, dass einem der Begriff "entartet" in den Sinn kommt.

Anders als Du und Ich, BRD 1957, Regie: Veit Harlan, Freitag, 13. Oktober, 18.30 Uhr, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, Einführung von Stefan Drößler, 18.30 Uhr

© SZ vom 13.10.2017 / chj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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