Filmreihe:Prinzenrolle

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Naturverbunden: Prinz Charles (links) und sein Farm-Manager David Wilson im Dokumentarfilm "Der Bauer und sein Prinz". (Foto: Zoom Medienfabrik)

Prince Charles spricht über seine Biofarm in Südengland, Al Gore über die Klimaerwärmung - im Filmmuseum stehen Werke zum Thema "Energie" im Mittelpunkt

Von Josef Grübl

Wer den britischen Thronfolger als "Dirty Prince" bezeichnet, braucht entweder gute Anwälte oder eine gute Begründung. Am besten beides, so wie Vandana Shiva, die behauptet: "Er ist kein manikürter Prinz, eher ein schmutziger Prinz." Schmutzig im Sinne von Erdverbundenheit natürlich, fährt sie fort; wenn der Naturfreund Prinz Charles sich auf dem Land aufhalte, sei immer etwas Erde unter seinen Fingernägeln. Die indische Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin ist seit Jahren mit dem König in spe befreundet, im 2014 erschienenen Dokumentarfilm "Der Bauer und sein Prinz" kommen beide zu Wort.

Dessen Regisseur Bertram Verhaag hat mit ihnen gesprochen, was im Fall des Prinzen nicht ganz einfach und mit vielen Unwägbarkeiten verbunden war. Mit royaler Hofberichterstattung hat das nichts zu tun, das liegt dem Münchner Dokumentarfilmer auch gar nicht. Er beschäftigt sich lieber mit Gentechnik oder nachhaltiger Landwirtschaft. Damit war er schon mehrfach zu Gast bei der alljährlichen Reihe "Film-Welt-Wirtschaft", die an diesem Donnerstag im Filmmuseum beginnt und bis Sonntag dauert.

Dieses Mal geht es um "Energie" - ein allgemeiner Begriff, den man sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne sehen kann. Denn in allen Filmen stecken viel Einsatz und Energie, anders wären sie nie über den Projektstatus hinausgekommen. Verhaag etwa drehte seine Doku ohne Förderung und Fernsehbeteiligung, weil er unbedingt von einer der ersten Biofarmen Europas berichten wollte. Die Duchy Home Farm ist ein Vorzeigebetrieb im Südwesten Englands - und sie gehört dem Thronfolger. "So können wir nicht weitermachen", sagt dieser im Interview, "nehmen, aber nichts zurückgeben. Heutzutage geben wir nichts zurück, wir nehmen nur."

Energetisch geht es auch in Al Gores später Fortsetzung seines Oscar-prämierten Dokumentarfilms "Eine unbequeme Wahrheit" aus dem Jahr 2006 zu: In "Immer noch eine unbequeme Wahrheit - Die Zeit läuft" beweist der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat, dass er und die von ihm befragten Klimawissenschaftler mit ihren Prognosen recht hatten: Die Erde hat sich in den vergangenen elf Jahren weiter aufgeheizt, das Eis schmilzt, es gibt mehr Unwetterkatastrophen. Das ist von der Präsentation her zwar recht selbstgefällig, man verzeiht das Gore aber angesichts seines unermüdlichen Klima-Einsatzes. Der Film kam vor ein paar Monaten in die Kinos (und verschwand mangels Zuschauerinteresse bald wieder), bei der "Film-Welt-Wirtschaft" kann man ihn noch einmal auf der großen Leinwand sehen.

Wissenschaftler forschen bereits seit Jahren nach alternativen Energien, die stets im Januar stattfindende Filmreihe schließt sich ihnen gewissermaßen an: Es werden viele verschiedene Alternativthemen angesprochen, den Obergriff "Energie" kann man ja wie erwähnt sehr weit auslegen. Gemeinsam ist den Filmen neben einem erhöhten Energielevel das Engagement der Protagonisten. Gleich mehrere Dokus beschäftigen sich mit dem Thema Flucht und unserem Umgang mit Migranten (die Langfilme "Café Waldluft" und "The Taste Of Home" sowie die Kurzfilme "Mama Agatha" und "Bellevue die Monaco"), der britische Spielfilm "Suffragette - Taten statt Worte" aus dem Jahr 2015 thematisiert die Geschichte des Frauenwahlrechts, während der österreichische Dokumentarfilm "Free Lunch Society" (2017) die Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen weiter anfachen dürfte.

Es soll auch diskutiert werden, nach jeder Vorstellung finden moderierte Gesprächsrunden im Kino statt. Wer sich in Sachen Meinungsäußerung noch eine Meinung bilden will, dem sei die britische Doku "Free Speach - Fear Free" empfohlen. Regisseur Tarquin Ramsay geht darin der Frage nach, inwiefern sich das Recht auf die freie Rede im Zeitalter der sozialen Netzwerk und Algorithmen verändert hat. Danach fürchtet man sich erst so richtig.

Film-Welt-Wirtschaft , Donnerstag, 18. Januar, bis Sonntag, 21. Januar, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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