Filmemacher Claude Berri ist tot:Die "Sch'tis" sind sein Erbe

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Gerade erst feierte er mit "Willkommen bei den Sch'tis" den Erfolg seines Lebens. Nun starb der Filmemacher und Oscar-Preisträger Claude Berri nach einem Schlaganfall.

Der französische Filmproduzent und Regisseur Claude Berri ist tot. Berri starb am Montag im Alter von 74 Jahren nach einem Schlaganfall in seiner Heimatstadt Paris, wie sein Agent mitteilte. Berri war in der Nacht zum Sonntag in die Klinik eingewiesen worden. Das Krankenhaus hatte am Sonntag mitgeteilt, der Zustand des Filmemachers sei "sehr ernst". Berri hatte 2006 bereits einen Schlaganfall erlitten.

Startete als Schauspieler und ließ es sich nicht nehmen, in einigen seiner Filme selbst mitzuspielen: Oscar-Preisträger Claude Berri. (Foto: Foto: Reuters)

Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy würdigte Berri als "legendärste Figur" des französischen Kinos. Für viele werde der Filmemacher ein Vorbild bleiben, erklärte Sarkozy. Berri gilt als einer der bedeutendsten Regisseure und Produzenten Frankreichs. Er habe die Menschen "zum Lachen und zum Weinen gebracht", sagte Sarkozy. "Vor allem aber hat er sein Publikum zum Nachdenken gebracht."

Zuletzt produzierte Berri, der auch Drehbücher schrieb und bisweilen selbst als Darsteller vor der Kamera stand, die Komödie "Willkommen bei den Sch'tis", die in Frankreich mehr als 20 Millionen Menschen sahen. Zu seinen Werken gehören "Der Liebhaber", "Die Bartholomäusnacht" und "Asterix und Obelix gegen Caesar". Das Spektrum seiner Produktionen reicht von demTierfilm "Der Bär" von Jean-Jacques Annaud bis zu Autorenfilmen von Patrice Chéreau "Der verführte Mann" und "Die kleine Diebin" von Claude Miller.

Berri begann seine Karriere als Schauspieler, bevor er sich in den 60er Jahren der Regie zuwandte. Er ließ es sich nicht nehmen, immer wieder mal in seinen eigenen Filmen mitzuspielen, etwa in "Die Hochzeit", "Sex-Shop" oder "Le Cinéma de papa".

Als Sohn einer aus Osteuropa eingewanderten jüdischen Kürschnerfamilie wuchs er in Paris auf. Den Nachnamen Langmann ersetzte er bald durch eine Abkürzung seines zweiten Vornamens. In seiner 2005 erschienen Autobiografie bedauerte er jedoch, dass er als junger Mann seinen Namen geändert hatte.

Seine zweite Leidenschaft neben dem Film galt der zeitgenössischen Kunst. Im vergangenen Jahr eröffnete Berri im Pariser Viertel Marais den "Espace Berri", eine Mischung aus Kunstzentrum und Galerie, gestaltet von dem Star-Architekten Jean Nouvel. Ihm gehörten unter anderem Werke von Robert Ryman, Bruce Nauman, Dan Flavin und Paul McCarthy, die zum Teil seit vergangenem Jahr dort zu sehen waren.

Nach Angaben seiner Agentur drehte Berri zuletzt eine Komödie, die seine 20. Regiearbeit werden sollte. Für seinen zweiten Film - "Le Poulet" - war Berri 1965 mit dem Oscar geehrt worden.

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